Immungesunde Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, sollen unabhängig vom Alter in der Regel erst frühestens sechs Monate nach Genesung eine einmalige Covid-19-Impfung erhalten. Das geht aus der siebten Aktualisierung der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hervor (Epid Bull 25/2021).
Auch wenn mehr als sechs Monate seit der Diagnosestellung vergangen sind, reicht demnach eine Impfstoffdosis zur vollständigen Grundimmunisierung aus, „da sich dadurch bereits hohe Antikörperkonzentrationen erzielen lassen, die durch eine zweite Impfstoffdosis nicht weiter gesteigert werden“.
Bei Personen mit eingeschränkter Immunfunktion müssten Ärzte „im Einzelfall“ entscheiden, ob eine einmalige Impfung ausreicht oder eine vollständige Impfserie verabreicht werden sollte.
Wichtig in der Praxis: Der Nachweis einer gesicherten Infektion kann laut STIKO durch einen vorliegenden PCR-Test oder Antikörperserologie erfolgen.
PEI-Chef: Nicht allein auf Antikörper-Level verlassen!
Dabei gilt die Impfung auch bei hohem Antikörperlevel als sinnvoll. Man könne davon ausgehen, dass in sechs Monaten in der Regel ein sehr guter Schutz bei allen Menschen vorhanden sei, die Covid-19 durchgemacht hätten, allerdings falle die Entwicklung unterschiedlich aus, sagte Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul Ehrlich Instituts (PEI), in einer Diskussionsrunde am Samstag (26. Juni) in Berlin.
„Es gibt Personen, bei denen es relativ niedrige Werte anfänglich gibt und die dann auch relativ schnell abfallen, bei anderen Personen ist das anders.“ Deswegen würde er davon abraten, sich allein am Antikörperlevel zu orientieren. Mit einer einmaligen Impfung nach der Genesung sei sichergestellt, dass ein voller Schutz gegeben sei.
Bei unbekanntem Infektionszeitpunkt empfiehlt die STIKO die „zeitnahe Verabreichung“ einer einmaligen Impfstoffdosis.
Nebenwirkungen können stärker ausfallen
Ob und wann für Genesene eine zweite Dosis nötig sei, lässt sich laut STIKO gegenwärtig nicht sagen.
Wichtig in der Praxis: Bei Genesenen kann es nach Impfung zu vorübergehenden verstärkten systemischen Reaktionen kommen. Laut STIKO stellt dies jedoch keine „relevante Gefährdung“ dar.
Priorisierung endgültig aufgehoben
Mit der jüngsten Aktualisierung der Impfempfehlung hat die STIKO darüber hinaus die Priorisierung bei den Corona-Impfungen endgültig aufgehoben. Die bisher erfolgreiche Priorisierungsstrategie biete inzwischen keine Vorteile bei der Prävention von schweren Verläufen und Todesfällen mehr. Die Impfung gegen Covid-19 soll demnach allen Personen ab dem Alter von 18 Jahren angeboten werden.
Wichtig in der Praxis: Die STIKO stellt aber klar, dass Erwachsene mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf bei der Vergabe von Impfterminen weiterhin bevorzugt berücksichtigt werden sollen. Das gleiche gilt für Menschen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind oder die engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben.
Die Priorisierung war bundesweit bereits Anfang Juni aufgehoben worden. Allerdings wurde sie in einigen Bundesländern in den Impfzentren noch aufrecht erhalten.