Bei Patienten mit schwerer Leberschädigung oder Leberzirrhose sind Ärzte häufig gefordert, entweder die Dosis von Medikamenten oder den Wirkstoff anzupassen. Zu diesem Ergebnis kommen niederländische Forscher, die über 200 häufige Arzneimittel im Hinblick auf ihre Tauglichkeit bei Leberzirrhose geprüft haben. Online stellen sie eine Liste mit Verordnungshinweisen zu den von ihnen bewerteten Arzneimitteln zur Verfügung (www.hausarzt.link/41pNY). Einige Empfehlungen finden sich auf Deutsch in “Arzneiverordnung in der Praxis” (s. Link).
Demnach gilt Paracetamol als “sicher”, die Autoren raten jedoch bei Patienten im Stadium Child-Pugh C zu höchstens 2 g täglich. Hingegen stufen sie NSAR als “nicht sicher” ein, weil die Gefahr einer Nierenschädigung deutlich steigt. Bei Herz-Kreislaufmitteln sollten Ärzte bei Patienten im Child-Pugh Stadium C vorsichtig mit ACE-Hemmern und Sartanen sein. Hier seien nichtselektive Betablocker wie Propanolol meist eine gute Alternative.
Zur antithrombotischen Behandlung seien ASS und Phenprocoumon gute Optionen, teils sei aber die Dosis zu senken. Der Einsatz von Clopidogrel, Prasugrel und Ticagrelor hänge von der Leberschädigung ab. Von neuen oralen Antikoagulantien (NOAK) raten die Autoren bei schweren Lebererkrankungen meist ab.
Eine Dosisanpassung sei in der Regel bei Statinen (etwa Simva-, Prava- und Rosuvastatin) nötig, Atorvastatin gilt als “unsicher”. In einer weiteren Tabelle listen die Autoren Dosierhinweise auf.
Quelle: Stammschulte T. et al. Niederländische Empfehlungen zur sicheren Anwendung von Arzneimitteln bei Leberzirrhose. Arzneiverordnung in der Praxis, vorab online 27.1.20.