Für das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls sind sowohl systolischer als auch diastolischer Blutdruck aussagekräftig. Beide Werte – unabhängig voneinander – können auf ein erhöhtes Risiko hinweisen, auch wenn eine systolische Blutdruckerhöhung das Risiko stärker steigere. Zu diesem Ergebnis kommt eine retrospektive Kohortenstudie. Grundsätzlich sollten beide Werte in die Therapieentscheidung einbezogen werden, folgern die Forscher – wie es auch deutsche Leitlinien empfehlen.
Darüber hinaus zeigt die Studie, dass der systolische Wert besonders in höherem Alter sowie bei Patienten mit niedrigem diastolischen Wert eine größere Rolle spielt.
Bislang waren Ärzte uneins, ob sich beide Werte gleich gut als Risikoschätzer eignen. Um das zu klären, haben die Forscher 36 Millionen ambulante Blutdruckmessungen aus acht Jahren von 1,3 Millionen Versicherten der amerikanischen Krankenkasse Kaiser Permanente Northern California ausgewertet. Von den Erwachsenen litt kaum einer an Koronarer Herzkrankheit.
Die Wissenschaftler betrachteten einen kombinierten Endpunkt aus Herzinfarkt, ischämischen und hämorrhagischen Schlaganfall. Die Zusammenhänge zeigten sich unabhängig davon, ob eine Hypertonie ab 140/90 mmHg (deutsche und europäische Leitlinie) oder 130/80 mmHg (US-Leitlinie) angenommen wurde. Ebenso zeigte ein Vergleich von Patienten mit und ohne Medikation keinen Unterschied.
Quelle
Flint AC et al. Effect of systolic and diastolic blood pressure on cardiovascular outcomes. NEJM 2019;381:243-51. DOI: 10.1056/NEJMoa1803180