Wiesbaden. Die Impfquoten bei Schulanfängern fallen in Hessen mit durchschnittlich 97,5% sehr hoch aus. Die Quoten der wichtigen zweiten Impfung liegen allerdings acht bis zehn Prozentpunkte unter der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen 95%. Das geht aus einer Antwort des Landesgesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Landtagsfraktion in Wiesbaden hervor.
Bester Impfschutz bei Masern
Gegen Pneumokokken seien nur 88,5% der Kinder mit der zweiten Impfung immunisiert worden. Noch schlechter fiel die Quote bei Windpocken aus. Hier erhielten nur rund 86% der Kinder die zweite Impfung. Bei Masern erreichte die Zahl mit 93,2 Prozent immerhin annähernd die von der WHO empfohlene Marke.
Allerdings gibt es eine gewisse Dunkelziffer. Zur Ermittlung der Quote werden nur die Kinder gezählt, für die zur Schuleingangsuntersuchung einen Impfpass vorgelegen hat. Nach Angaben des Gsundheitsministeriums schwankt die Zahl derjenigen Kinder ohne Impfdokumentation jährlich zwischen sechs und neun Prozent. Im Jahr 2017 hatten von den 56.606 eingeschulten Kindern 6,8 Prozent keine Impfpässe vorgelegt.
Akzeptanz muss wachsen
Das Gesundheitsministerium verweist zur Einschätzung der geringen Impfquote auf die relativ kurze Zeit, die seit Einführung der zweiten Impfrunde für Windpocken vergangen sei. Sie erst im Jahr 2004 mit zunächst einer Impfung eingeführt, seit 2009 werden zwei Impfungen empfohlen. „Neue Impfstrategien führen grundsätzlich zu einer Akzeptanzkurve, die langsam ansteigt“, erläuterte die Sprecherin Alice Engel. „Diese Information muss sich erst in der Ärzteschaft sowie bei den Bürgerinnen und Bürgern durchsetzen.“ Das Ministerium habe bislang nicht untersuchen lassen, wie Eltern oder Ärzten die Wichtigkeit einzelner Impfungen einschätzen.
Klose fordert mehr Kontrolle
Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) will mit mehr Aufklärung die Impfquoten auch unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhöhen. Die neue Landesarbeitsgemeinschaft Impfen hatte bei einem Treffen im April erste Vorschläge erörtert, etwa eine Kontrolle der Impfpässe bei Schulkindern der 3., 5. und 9. Klassen. Das Gremium will im vierten Quartal dieses Jahres erneut zusammenkommen, wie Engel mitteilte.
2017 waren in Hessen 32 Jungen und Mädchen unter 15 Jahren sowie 44 Menschen im Alter von über 15 Jahren an Masern erkrankt, wie das Ministerium in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Landtagsfraktion ausführt. 2018 gab es 8 Kranke unter 15 Jahren, 18 Erkrankte waren älter. In diesem Jahr wurden bislang 4 (unter 15 Jahre) beziehungsweise 18 (über 15 Jahre) Fälle statistisch erfasst.
Mit Material von dpa/lhe