Berlin. Künftig sollen auch neun- bis 14-jährige Jungen gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft werden. Eine Nachholimpfung soll bis zum 18. Lebensjahr erfolgen. Das hat die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut am Dienstag (5. Juni) entschieden, sie gilt allerdings erst ab etwa Ende August, wenn das Epidemiologische Bulletin 34 erscheint.
Zunächst prüft nun der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), ob die gesetzlichen Krankenkassen künftig die Kosten für die Impfung übernehmen – mit der Entscheidung ist wahrscheinlich Anfang 2019 zu rechnen. Meist schließt sich der G-BA aber der STIKO-Empfehlung an. Die Techniker Krankenkasse hat ihren Versicherten bereits bestätigt, die Impfung für Jungen ab sofort zu bezahlen.
Der ehemalige Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und Wegbereiter für die HPV-Impfung Prof. Harald zur Hausen wertete die STIKO-Empfehlung in einem DKFZ-Interview als überfällig, da Männer die wichtigsten Verbreiter der HP-Viren sind. Um eine Herdenimmunität zu erreichen – also die Infektionskette zu unterbrechen – müssten laut ihm 85 Prozent aller Jugendlichen gegen HPV immunisiert werden. Derzeit seien aber gerade einmal 40 Prozent der Mädchen und nur ein „verschwindender Bruchteil” der Jungen geimpft. Dem Medizin-Nobelpreisträger zufolge liegt das auch daran, dass Eltern die Impfung für ihre Söhne bisher selbst zahlen müssen.
Auch wenn Gebärmutterhalskrebs nur Frauen betrifft, profitieren auch Jungen von der Impfung, sagt zur Hausen. Die Impfung schütze ebenso vor anderen Krebsarten wie Mund-Rachen- oder Anal-Krebs, die auch Jungen treffen können. Zudem verhindern sie Genitalwarzen, deren Therapie meist langwierig und unangenehm für die Betroffenen ist.
Für Mädchen und Frauen bezahlen die gesetzlichen Kassen die HPV-Impfung schon seit einigen Jahren. Bisher hatte die STIKO nur zur Impfung von Mädchen zwischen neun und 14 Jahren (Grundimmunisierung) und zur Nachholimpfung ab dem Alter von 14 geraten. Ein Cochrane-Review hat jüngst gezeigt, dass die HPV-Impfung Mädchen und Frauen gut vor Vorformen von Gebärmutterhalskrebs schützt und diese in der Regel sehr gut vertragen wird.