Thrombose bei Tumorpatienten
Die Frage nach einer medikamentösen Thromboseprophylaxe stellt sich bei Tumorpatienten in drei Situationen, einmal im Zusammenhang mit einem größeren chirurgischen Eingriff, zum anderen bei einer Hospitalisation wegen einer internistischen Begleit-erkrankung und schließlich bei ambulanten Patienten mit einer Chemotherapie. Bei einem chirurgischen Eingriff ist die Thromboseprophylaxe mit einem NMH unverzichtbar. Auch bei einer schweren internistischen Begleiterkrankung wird in der Regel eine solche durchgeführt. Ebenso sollten ambulante Patienten solange eine Thromboseprophylaxe erhalten, wie sie chemotherapeutisch behandelt werden. Wird eine Vollremission erreicht, so gibt es keine generelle Empfehlung, diese fortzuführen. Bei Patienten mit weiterhin aktiver Tumor-erkrankung sollte aber im Einzelfall entschieden werden, ob bei einer entsprechenden Nutzen-Risiko-Bewertung die verlängerte Prophylaxe vertretbar ist. Dabei müssen Blutungsrisiken, Alter, Begleiterkrankungen, Tumorlokalisation und die Medikation berücksichtigt werden.
Eine andere Frage ist, ob man die lästige s.c.-Gabe eines NMH vermeiden kann, indem man ein oral verfügbares NOAK einsetzt. Studien mit diesen Substanzen bei Nicht-Tumorpatienten mit einer akuten internistischen Erkrankung und einer VTE zeigen, dass NOAKs im Vergleich mit NMH hinsichtlich der Wirksamkeit bei der Sekundärprävention nicht unterlegen, sondern im Hinblick auf das Blutungsrisiko sogar überlegen sind. Erste Studien mit Rivaroxaban (Select-D-Studie) und Edoxaban (Hokusai VTE Cancer-Studie) bei Tumorpatienten, die bereits ein thromboembolisches Ereignis entwickelt haben, bestätigen auch bei Tumorpatienten eine Nicht-Unterlegenheit, evtl. sogar eine höhere Effektivität im Vergleich zu einem NMH im Hinblick auf die Verhinderung eines Rezidivs.
Quelle: Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH), 20. -23.2.2018 in Wien