Die primär biliäre Zirrhose (PBC) und die nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH) sind chronisch progrediente Lebererkrankungen, die zu einer Fibrosierung der Leber und somit zur Leberzirrhose bzw. einem hepatozellulären Karzinom führen. Die Prognose dieser Erkrankungen korreliert mit dem Ausmaß der Fibrose und der Entzündungsaktivität. Standardtherapie für die PBC ist die Ursodeoxycholsäure (UDCA), die das transplantatfreie Überleben verlängert. Doch nicht alle PBC-Patienten sprechen auf diese Therapie an. Für die NASH gibt es bisher keine etablierte medikamentöse Therapie, empfohlen werden lebensdiätetische Maßnahmen.
Gallensäuren spielen nicht nur bei der intestinalen Fettemulgierung und Resorption eine wichtige Rolle. Über eine Aktivierung von Kernrezeptoren sind sie auch in die Regulation des Fett- bzw. Kohlehydratstoffwechsels und somit in die Manifestation eines metabolischen Syndroms involviert und entfalten zusätzlich eine immunmodulierende Wirkung. Daraus ergeben sich neue Perspektiven für die Behandlung von bestimmten Lebererkrankungen. Ein vielversprechender Ansatz für PBC und NASH ist die Aktivierung von Gallensäuren-Rezeptoren durch modifizierte Gallensäuren, welche im Vergleich mit UDCA eine sehr viel stärkere Bindung an die Gallensäuren-Rezeptoren zeigen.
In ersten klinischen Studien führte die Gabe einer solchen Substanz nämlich Obeticholsäure zu einer deutlichen Verbesserung, d.h. zu einer Abnahme des Fettgehaltes, der Entzündungsaktivität und der Fibrose. Durch die zusätzliche Gabe eines Statins konnte ein Anstieg des LDL-Cholesterins verhindert werden. Als relevante Nebenwirkung fand sich eine Verschlechterung des Pruritus. Erste Studienergebnisse liegen auch für Patienten mit PBC, die nicht auf UDCA angesprochen haben, vor. Auch bei ihnen führte der Gallensäuren-Rezeptor-Agonist zu einer signifikant stärkeren Abnahme der alkalischen Phosphatase und des Bilirubins.