Atemwegsinfekte sind ein häufiger Grund für Arztbesuche; eine medizinische Abklärung ist jedoch nicht immer zwingend notwendig. 500 Arztbesuche wegen Atem-wegsinfekten in 14 US-amerikanischen Hausarztpraxen wurden retrospektiv dahingehend untersucht, ob eine ärztliche Untersuchung tatsächlich nötig war. Eine Notwendigkeit wurde dann angenommen, wenn die Beschwerden eine Pneumonie, Otitis media, protrahierte Sinusitis oder Streptokokkentonsillitis vermuten ließen oder wenn sich aus dem Arztbesuch eine Indikation für ein Antibiotikum ergab. 28 Prozent der untersuchten Konsultationen wurden als notwendig erachtet, weil durch die Symptome o.g. Erkrankungen auszuschließen waren. Von den verbliebenen 72 Prozent ergab sich bei 13 Prozent eine Diagnose, bei der ein Antibiotikum indiziert war.
Fazit: Retrospektiv waren in dieser Untersuchung circa zwei Drittel der Arztbesuche nicht nötig. Eine Möglichkeit, diese Patienten vorab zu identifizieren, ergibt sich daraus leider nicht. In Deutschland ist überdies für erkältete Patienten ein Arztbesuch häufig – unabhängig von der medizinischen Notwendigkeit – für das Ausstellen einer AU nötig.
Literatur: Renati S and Linder JA: Necessity of office visits for acute respiratory infections in primary care. Family Practice 2016 DOI: 10.1093/fampra/cmw019 Depression bei Jugendlichen diagnostizieren.