Zu Beginn des Jahres 2017 sind bundesweit 4,28 Millionen Versicherte in die Vollversorgungsverträge zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) eingeschrieben. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs von knapp 380.000 Versicherten. Dies entspricht einer Steigerungsrate von circa zehn Prozent. (vgl. Abb.1) Insgesamt nehmen aktuell fast 17.000 Hausärzte an der HZV teil, Teilnehmer an den so genannten Add-On-Verträgen nicht eingeschlossen.
Neben Baden-Württemberg und Bayern, wo die Hausarztverträge bereits seit vielen Jahren flächendeckend umgesetzt werden, haben sich im Verlauf des Jahres 2016 in immer mehr Regionen Versicherte für die HZV entschieden. Allein in Nordrhein-Westfalen sind inzwischen über 600.000 Versicherte eingeschrieben. Diese Entwicklung zeige deutlich, so Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, dass es sowohl bei den Versicherten als auch bei den Hausärzten einen großen Bedarf nach dieser besseren Form der Versorgung jenseits maroder KV-Strukturen gibt. Nie habe es in Deutschland einen annähernd so erfolgreichen Selektivvertrag wie die HZV gegeben, trotz aller Behinderungen durch einige Krankenkassen und KVen.
Im Hinblick auf die Bundestagswahl 2017 forderte Weigeldt eine Stärkung der Verträge. „Die HZV ist die größte Innovation für Hausärzte und ihre Patienten in den letzten Jahren. Fast sämtliche Fortschritte, beispielsweise bei der Vergütung der Hausärzte, sind vor allem auf die HZV zurückzuführen“, so der Bundesvorsitzende. „Während einige Krankenkassen und KVen partnerschaftlich mit uns zusammenarbeiten, versuchen andere, die Umsetzung der HZV mit allen Mitteln zu verschleppen. Da wird vereinzelt sogar mit schmutzigen Tricks gearbeitet. Hier muss im Zweifel auch gesetzgeberisch noch einmal nachjustiert werden“, kritisiert Weigeldt. Schließlich haben Patienten und Hausärzte bereits seit 2009 ein Recht auf eine Hausarztzentrierte Versorgung.
Weigeldt bekräftigte erneut die Forderung des Deutschen Hausärzteverbandes, dass es an der Zeit sei, auch die Versicherten an den finanziellen Vorteilen der HZV zu beteiligen, beispielsweise über Zuzahlungsbefreiungen bei Medikamenten. Vergleichbare Modelle werden bereits von der AOK Baden-Württemberg und der Bosch BKK erfolgreich umgesetzt.