Influenza
Influenzaviren werden direkt über Niesen und Husten oder indirekt über kontaminierte Hände auf Nasenschleimhautzellen übertragen. Charakteristisch für die Grippe ist das plötzliche Einsetzen von hohem, schnell ansteigendem Fieber (40°C), Schüttelfrost, Husten, Rhinitis, Hals-, Muskel-, Glieder- und Kopfschmerzen. Bei Kindern können auch Magen-Darm-Beschwerden hinzukommen. In der Regel klingen die Symptome nach einigen Tagen ab. Vor allem bei älteren Menschen oder Patienten mit einer vorhandenen Grunderkrankung kann die Rekonvaleszenz mitunter mehrere Wochen dauern.
In der letzten Influenza-Saison 2016/2017 erfasste das Robert Koch-Institut über vier Millionen Arztbesuche mit Verdacht auf Influenza. Von diesen Patienten mussten über 26.000 hospitalisiert werden, 717 Patienten sind verstorben. Über 90 Prozent der Verstorbenen waren über 60 Jahre alt.
Antivirale Mittel stehen zur Verfügung, müssen jedoch sehr früh (weniger als 48 Stunden nach Beginn der Symptome) eingenommen werden, damit die Virusreplikation inhibiert werden kann.
Blickt man auf die vergangene Influenza-Saison zurück, so zeigt sich ferner ein vermehrtes Aufkommen der Infekte schon Ende November/Anfang Dezember. Infolgedessen liegt der ideale Zeitpunkt für die Influenza-Impfung in den Monaten Oktober und November.
Jedes Jahr wird ein neuer Influenza-Impfstoff generiert, da sich die Oberflächenproteine der Viren ständig verändern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt dabei die Subtypen vor, die für die Impfstoffherstellung verwendet werden. In Deutschland sind überwiegend trivalente Totimpfstoffe zugelassen (zwei A- und eine B-Komponente). Für Kinder und Jugendliche von 2–17 Jahren steht auch ein nasaler Lebendimpfstoff zur Verfügung. Tetravalente Impfstoffe, die gemäß WHO zusätzlich einen weiteren B-Stamm beinhalten, sind ebenfalls auf dem Markt.
Alle zugelassenen Influenza-Impfstoffe sind gut verträglich. Nach der Impfung sind, wie bei jeder anderen Impfung auch, Impfreaktionen wie Rötung/Schwellung an der Einstichstelle sowie Fieber denkbar. Diese Symptome klingen üblicherweise nach 3 – 4 Tagen ab und sind eine normale Reaktion des Immunsystems auf die Impfung. Eine Temperaturerhöhung oder Malaise nach der Impfung werden vom Patienten oft als Grund genannt, sich nicht wieder impfen zu lassen. Hier ist eine gute Aufklärung wichtig, insbesondere in Hinblick auf die seit Jahren sinkenden Impfquoten. Diese stagniert im Mittel bei 35 Prozent bei den über 59-jährigen, obwohl ein Wert von mindestens 75 Prozent wünschenswert wäre.
Pneumokokken-Infektionen
Neben der Influenza können auch Pneumokokken zu schwerwiegenden Verläufen bei bestimmten Risikogruppen (z.B. Aspleniker, Immunsupprimierte, Patienten mit chronischen Lungenleiden) führen. Bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei Jahren sind Sepsis und Meningitis gefürchtet, bei älteren Menschen Pneumonien. Diese werden oft nicht unmittelbar erkannt, da die typischen Krankheitssymptome wie Fieber, Schüttelfrost, Husten oder eitriger Auswurf im Alter seltener auftreten. Es verwundert also nicht, dass in Deutschland pro Jahr mehr als 5.000 Menschen an Streptococcus-pneumoniae-Infektionen sterben.
Die Bakterien werden über eine Tröpfcheninfektion übertragen und können neben den oben genannten Krankheiten auch Otitis media, Sinusitis, Endokarditis, Peritonitis und Arthritis verursachen. Bis zu 60 Prozent der Kinder und ca. 10 Prozent der Erwachsenen sind „chronische Keimträger“, d.h. sie erkranken meist nicht selbst, können jedoch andere infizieren.
Auch in Hinblick auf bestehende Antibiotikaresistenzen steht der Schutz durch die Impfung an oberster Stelle. Vergangenes Jahr hat die STIKO die Pneumokokken-Impfempfehlung erweitert. Die Pneumokokken-Impfung ist für alle Personen ab 60 Jahren sowie für chronisch kranke Menschen (z.B. Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, Diabetes oder Störungen der Immunabwehr) im Impfkalender zu finden. Seit 2006 besteht die Impfempfehlung für Kinder in den ersten beiden Lebensjahren mit Konjugatimpfstoff (PCV).
Neue Daten zeigen, dass ein sequenzielles Impfschema, sprich die Gabe von 13-valentem Konjugatimpfstoff (PCV13) gefolgt vom Polysaccharidimpfstoff (PPSV23) 6 bis 12 Monate später, bei Risikopatienten mit Immundefizienz zu einem breiteren und längeren Schutz beiträgt.
Wiederholungsimpfungen erfolgen dann ausschließlich mit PPSV23. Wurde ein Patient mit eingeschränkter Immunabwehr bereits zuvor mit PPSV23 immunisiert, empfiehlt die STIKO nach einem Jahr die Gabe von PCV13. Für Patienten, die zuvor mit einem 7- oder 10-valenten Konjugatimpfstoff geimpft wurden, wird PCV13 gefolgt von PPSV23 empfohlen. Wiederholungsimpfungen mit PPSV23 im Mindestabstand von sechs Jahren werden für alle Risikopatienten empfohlen, für ab 60-Jährige nur nach individueller Indikation.
Der Polysaccharidimpfstoff (zugelassen ab dem Alter von 2 Jahren) ist gegen 23 Kapseltypen gerichtet. Die vorhandenen 10-/13-valenten Konjugatimpfstoffe haben zwar eine niedrigere Serotypenabdeckung, jedoch eine hohe Serokonversionsrate bei Kindern nach abgeschlossener Grundimmunisierung. Außerdem verhindern sie durch die entstehende Immunität (IgA) die Besiedlung des Nasen-Rachen-Raums (siehe chronische Keimträger).
Bei vorliegender Indikation können die Pneumokokken- und die Influenza-Impfung am selben Termin gegeben werden, so schützt man Risikopatienten doppelt.
Mögliche Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert.
Literatur unter www.derhausarzt.eu