Schon Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) hat gesagt: "Gib dem Menschen einen Hund, und seine Seele wird gesund." Jeder, der selbst einen Hund hat, kann das nachvollziehen. Er weiß, wie viel Freude und Glück ein Hund geben kann. Zurzeit wird weltweit viel Forschung an Hunden betrieben. Ein Ergebnis: Wenn man sich mit seinem Hund beschäftigt oder ihn nur ansieht, erhöht das den Spiegel des so genannten Glückshormons Oxytocin (übrigens gleichzeitig auch beim Hund). Man fühlt sich wohler, zufriedener und glücklicher. Und das nur durch den Kontakt mit seinem Hund.
Diese ganz besondere Interaktion wird auch therapeutisch genutzt. Auch andere Tiere, etwa Pferde, Lamas oder Delfine, werden in der Therapie eingesetzt. In Deutschland wurden erste tiergestützte Erfahrungen im 19. Jahrhundert in der Rehabilitation von Epileptikern in Bethel bei Bielefeld gemacht. Als vielseitiger therapeutischer Begleiter wurde der Hund erst relativ spät, ab Mitte des 20. Jahrhunderts, entdeckt. Heutzutage sind Therapietiere meistens Hunde.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Fähigkeiten und Intelligenz von Hunden als Hilfe für kranke, behinderte oder bedürftige Menschen zu nutzen. Jeder weiß, wie sehr ein Blindenführhund das Leben von blinden Menschen erleichtern kann. Diese so genannten Servicehunde werden speziell für die Bedürfnisse von Behinderten oder Kranken, etwa Epileptikern, ausgebildet.
Dann gibt es die Besuchshunde, die Menschen in Alten- und Pflegeheimen, Hospizen, Krankenhäusern, Schulen oder Kindergärten besuchen gehen. Kinder können mit dem Hund spielen. Und alten, kranken, sogar sterbenden Menschen tut allein der Kontakt zu einem freundlichen Hund gut. Sie streicheln den Hund und fühlen die Wärme und die unbedingte Anerkennung, die von dem Tier ausgehen. Auch hier wirkt das Glückshormon. Diese Hunde sind ganz normale Familienhunde mit einer Besuchshundeausbildung. Die Besitzer dagegen brauchen keine spezielle Ausbildung.
Therapietiere als Mittler
Das ist in der so genannten tiergestützten Therapie anders. Ein Therapiebegleithund wird ausschließlich von Menschen geführt, die im therapeutischen oder pädagogischen Bereich tätig sind und die eine entsprechende Zusatzausbildung haben. "Tiergestützte Therapie", erklärt der Europäische Dachverband ESAAT, "umfasst bewusst geplante pädagogische, psychologische und sozialintegrative Angebote mit Tieren für Kinder, Jugendliche, Erwachsene wie Ältere mit kognitiven, sozial-emotionalen und motorischen Einschränkungen, Verhaltensstörungen und Förderschwerpunkten." Auch gesundheitsfördernde, präventive und rehabilitative Maßnahmen gehören zum Spektrum.
Ein Therapiebegleithund, der ebenfalls eine tiefer gehende Ausbildung braucht, oder ein anderes Therapietier arbeitet dann als Mittler, um eine Behandlung oder eine Behinderung zu erleichtern oder um Zugang zu den Patienten zu finden. Ziele der tiergestützten Therapie sind, körperliche, kognitive und emotionale Funktionen wiederherzustellen und zu erhalten, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu fördern und das subjektive Wohlbefinden zu verbessern.
Heilen mit Tieren? Wissenschaftlich nachgewiesen ist das nicht. Aber mit Tieren als Mittler lässt sich mitunter viel erreichen. Denn oft öffnen sich die Patienten leichter einem freundlichen Hund als einem Therapeuten.
Das gilt etwa für die hundegestützte Psychodiagnostik. Wenn verbale Diagnoseverfahren nicht möglich sind, etwa wegen Sprachstörungen, Gehörlosigkeit oder auch Autismus, kann es über den Kontakt mit einem Hund gelingen, verschiedene autistische oder psychotische Störungen zu diagnostizieren.
Pferde sind ebenfalls beliebte Therapietiere. Sie können auch zur Physiotherapie eingesetzt werden. Bei der Hippotherapie mit speziell ausgebildeten Pferden soll das Reiten im Schritt Bewegungsimpulse auf das Becken des Patienten übertragen. Aber auch hier wirkt sicher der Kontakt zu dem Tier zusätzlich. Es kann Menschen so viel geben, die Wärme eines Tieres zu spüren. Man fühlt sich einfach wohler.
Besuchshunde
Zum Besuchshund eignen sich Hunde, die gut sozialisiert, menschenfreundlich, gelassen und umgänglich sind. Die Ausbildung wird etwa von Hilfsorganisationen wie dem ASB, dem Roten Kreuz, den Johannitern oder den Maltesern angeboten. Überall in Deutschland gibt es außerdem private Organisationen, die Besuchshunde ausbilden und die Besuche in Alten- und Pflegeheimen, Hospizen, Schulen und Kindergärten organisieren. Der Tierarzt hilft sicher auch weiter.
Tiergestützte Therapie
Informationen zur tiergestützten Therapie gibt es beim europäischen Dachverband "European Society for Animal Assisted Therapy", ESAAT: www.esaat.org/Hier kann man sich auch für die Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Therapie akkreditieren.