© HöpnerVorsitzende Doris Höpner
Selbst in den unterversorgten Randbezirken ist es für interessierte junge Kolleginnen/Kollegen eine Herausforderung, bezahlbare Praxisräume zu finden. Die Politik kann nur begrenzt Räume stellen – daher müssen wir als Hausärztinnen und Hausärzte selbst in die Lage versetzt werden, stadtübliche Mieten zu bezahlen.
Unsere Vergütung muss sich zudem den hohen Lebenshaltungskosten unserer MFAs anpassen. Wir müssen als Selbstständige überhaupt erst in die Lage versetzt werden, höhere Löhne zu bezahlen!
Eine Entscheidung zur Wertschätzung der haus-ärztlichen Versorgung: Wir haben in Berlin mehr als 3,8 Millionen Menschen hausärztlich zu versorgen. Bei einem Vergleich der durchschnittlichen Lebenserwartung in der Bevölkerung in den unterschiedlichen Bundesländern liegen wir gerade einmal auf Platz sieben.
Berlin galt lange als haus-ärztlich überversorgt. Inzwischen sind drei Bezirke von der Größe mittelgroßer deutscher Städte in die kritische Unterversorgung gerutscht. Weitere werden folgen. Wir betreuen in Berlin gerne und mit viel Freude Risikogruppen – und Menschen mit Sprachbarrieren, die sich erst in unserem Gesundheitssystem zurechtfinden müssen, doch dafür brauchen wir Zeit und Ressourcen für eine gute personelle Ausstattung.
Wir müssen dort arbeiten können, wo die Menschen uns brauchen. 2023 hatten wir die höchste Zahl an Drogentoten in Berlin seit 20 Jahren. Doch unseren hausärztlich geführten Substitutionspraxen werden die Mietverträge gekündigt. Sie werden an den Stadtrand gedrängt.
In Berlin braucht es JETZT eine Entscheidung für die hausärztliche Versorgung – von der Politik, aber auch von der ärztlichen Selbstverwaltung. Sonst droht uns in wenigen Jahren eine Katastrophe.
Fokus auf die vertrauensvolle Beziehung zwischen Ärztinnen und Ärzten und ihren Patientinnen und Patienten setzen und diese fördern: Bei zunehmender Arbeitsbelastung in den Praxen müssen unsinnige oder Doppelbehandlungen vermieden werden.
Gleichzeitig gilt es, bürokratische Prozesse zu verschlanken. Nur so haben wir mehr Zeit für eine effektive medizinische Versorgung, in deren Mittelpunkt das Vertrauensverhältnis der Patienten zu ihrem/ihrer Hausarzt/Hausärztin steht. Die Erhaltung von Gesundheit muss genauso im Fokus stehen wie die Behandlung von Krankheiten.
Besonders in einer stressbelasteten Stadt wie Berlin und bei stetig zunehmenden Krankheitstagen wegen Erschöpfung ist die sprechende Medizin unabdingbar und muss gefördert werden. Die personellen und finanziellen Ressourcen zur Versorgung im stationären wie auch im ambulanten Bereich sind begrenzt.
Immer häufiger stoßen wir an Grenzen, ob in überfüllten Rettungsstellen, Wartezimmern oder bei fehlenden Terminen der Gebietsärzt:innen – hier bedarf es einer sinnvollen, individuellen Steuerung von Patient:innen durch “ihre” Hausärzt:innen.
Welche Ziele möchten Sie sonst noch erreichen?
Zuallererst brauchen wir mehr Mitglieder und eine stärkere Präsenz in der Gremienarbeit. Unser Fokus wird auf Nachwuchsgewinnung, medialer Präsenz und auf zukünftige Wahlkämpfe liegen. Wir können hausärztliche Interessen nur vertreten, wenn wir Mehrheiten in der Gremienarbeit schaffen.
Dieser Punkt hat für uns daher hohe Priorität. Wir möchten zudem die Vernetzung unter angehenden und fertigen Hausärztinnen/Hausärzten fördern und verstärkt mit Entscheidern aus der Politik und Presse ins Gespräch kommen. Wir möchten Mut zur Niederlassung machen – und als Verband gezielt unterstützen.
Dazu gehört, Personen, die ihre Praxis abgeben und interessierte junge Kolleginnen und Kollegen zusammenzubringen. Die Hausarztzentrierte Versorgung werden wir in Berlin ausbauen – und zugleich unsere Arbeit in der KV weiter intensivieren. Es muss klar sein, wer hausärztliche Versorgung in Berlin sicherstellen will, der muss JETZT investieren – in jeder Hinsicht.
Dr. Wolfgang Kreischer hat diesen Verband erfolgreich und immer auch “laut” geführt – wer glaubt, es würde jetzt leiser werden, der irrt.
red