HonorarverhandlungenPolitik darf Hausärzte nicht “im Regen stehen lassen”

Die Honorarverhandlungen zwischen Ärzten und Kassen starten in eine neue Runde. Der Deutsche Hausärzteverband fordert eine "faire Anpassung im zweistelligen Prozentbereich" - und warnt andernfalls vor drastischen Folgen für die Versorgung.

Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes.

Berlin. Die am Mittwoch (9. August) gestarteten Honorarverhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband sind “selten so wichtig wie in diesem Jahr”. Das befindet Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, zum Start der Verhandlungen. Denn das Ergebnis werde “sehr konkrete Auswirkungen auf die Versorgung in den kommenden Jahren haben”.

Bereits in einem aktuellen Rundbrief an seine Mitglieder hatte sich Beier für eine dringend notwendige “signifikante Steigerung im zweistelligen Bereich” ausgesprochen.

Denn: Während Miet-, Energie- und Personalkosten “ein absolutes Rekordniveau” erreicht hätten und diese Entwicklung in anderen Branchen bereits durch steigende Vergütungen und Gehälter zumindest teilweise abgefedert worden sei, seien Hausärztinnen und Hausärzte bislang “im Regen stehen gelassen worden”, so Beier am Mittwoch (9. August).

“Lächerliche zwei Prozent” dürfen sich nicht wiederholen

Zur Erinnerung: In den vergangenen Jahren hat die Erhöhung des Orientierungspunktwertes stets (weit) unter der Inflationsrate gelegen: Zuletzt ist der Wert als Basis für die Vergütung jeglicher ärztlicher Leistungen zum 1. Januar 2023 auf 11,4915 Cent (2022: 10,9871 Cent) gestiegen – also um zwei Prozent. Die Inflation lag zum Zeitpunkt der damaligen Verhandlungen bei 10,4 Prozent.

Ein erneutes Abspeisen der Ärzte mit “lächerlichen zwei Prozent” wie vor zwei Jahren dürfe sich auf keinen Fall wiederholen. Ohne faire Anpassung im zweistelligen Bereich “werden die Kolleginnen und Kollegen schlicht und einfach mit den Füßen abstimmen und sich nach Alternativen umschauen”, so Beier. “Das wäre für die Versorgung der Menschen fatal.”

Milliarden fließen in unsinnige Parallelstrukturen

Scharf appelliert Beier an die “Krankenkassen-Bürokraten” einzusehen, dass ein System ohne eine angemessen finanzierte ambulante Versorgungsebene teurer und nicht günstiger werde. Besonders ärgerlich sei für viele Hausärztinnen und Hausärzte, dass die Politik stattdessen Milliarden für “teure und unsinnige Parallelstrukturen” wie Gesundheitskioske ausgebe.

“Die Politik muss sich im Zweifel entscheiden”, so Beier. “Will sie das Geld für diejenigen einsetzen, die nicht nur in der Corona-Pandemie gezeigt haben, dass sie immer wieder den Karren aus dem Dreck ziehen, oder will sie es lieber für teure PR-Projekte ausgeben, deren Sinn und Zweck sich niemandem erschließen?“

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