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KongressberichtHighlights vom Viszeralmedizin-Kongress

Was tun bei Patientinnen mit Zöliakie oder CED und Kinderwunsch? Was muss bei Menschen mit Leberzirrhose beachtet werden? Antworten auf diese Fragen gab es bei der Jahrestagung Viszeralmedizin.

Leber im Blick: Patienten mit stabiler Leberzirrhose sollten etwas für ihre Fitness tun.

Hilfen bei Leberzirrhose

Patienten mit stabiler Leberzirrhose sollten etwas für ihre Fitness tun, um besser für den Fall von Komplikationen oder einer Krankenhausbehandlung gewappnet zu sein. PD Dr. Christian Labenz, Mainz, empfahl den Test auf Zeichen der Gebrechlichkeit, Ernährungsmaßnahmen und Fitnesstraining im Rahmen einer Prähabilitation.

Der Nahrungsbedarf ist hoch. Bei dekompensierter Leberzirrhose nannte er als Faustregel 35 bis 40 kcal pro Kilogramm Körpergewicht (kg KG). Davon sollten 1 bis 1,5 g Protein pro kg KG aus Milchprodukten und pflanzlichen Quellen bestehen.

Günstig sind sechs bis acht Mahlzeiten pro Tag, wobei die letzte Mahlzeit spät abends eingenommen werden sollte. Für den Einstieg in ein körperliches Training empfahl Labenz zunächst einfache Übungen mit dem Theraband und Spazierengehen. Wird das umgesetzt, kann eine Intensivierung z.B. durch Hanteltraining oder Kraftübungen erfolgen.

Die Fahrtüchtigkeit kann bei Leberzirrhose ein schwieriges Thema werden. Schon bei einer verdeckten hepatischen Enzephalopathie (HE) ist die Fahrtüchtigkeit häufig eingeschränkt, obwohl die Betroffenen das nicht merken. Prof. Dr. Tobias Müller, Berlin, riet, immer wieder auch die Angehörigen zu befragen, ob sie eine Veränderung an dem Betroffenen wahrgenommen haben und ob sich Unfälle oder Stürze in letzter Zeit gehäuft haben.

Ein simpler Test der kognitiven Funktionen ist das Aufzählen von Tieren. Als normal gilt die spontane Aufzählung von mindestens 20 Tierarten. Weniger als 10 deuten auf ein deutliches kognitives Defizit hin. Von ärztlicher Seite müssen Patienten mit Leberzirrhose und HE über die Konsequenzen dieser Diagnose im Hinblick auf die Fahrtauglichkeit aufgeklärt werden. Die Aufklärung und Beratung ist schriftlich zu dokumentieren.

Zur Therapie des portalen Hypertonus bei Leberzirrhose werden nicht-selektive Betablocker empfohlen, wobei Carvedilol den portalen Druck deutlicher senkt als Propanolol, erklärte Dr. Andreas Drolz, Hamburg. Ohne portalen Hypertonus sind nicht-selektive Betablocker dagegen nicht indiziert.

Bei Auftreten von Aszites, anhaltendem Hypotonus oder akuter Niereninsuffizienz sollten die Betablocker in der Dosis reduziert oder ganz abgesetzt werden.

Absolut kontraindiziert sind nicht-selektive Betablocker bei zweit- oder drittgradigem AV-Block (ohne Schrittmacherversorgung), kritischer Extremitätenischämie, Asthma, kardiogenem Schock, Kokain-induzierten koronaren Vasospasmen und einer bekannten Überempfindlichkeit auf diese Medikamente. Relative Kontraindikationen sind ein unkontrollierter Diabetes mellitus und ein Raynaud-Syndrom.

Schwanger trotz CED

Ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) gut kontrolliert, spricht nichts gegen die Familienplanung, erklärte Prof. Dr. Axel Dignaß, Frankfurt am Main. Die Fertilität ist dann ähnlich der von Gesunden und es muss auch nicht häufiger mit Fehlbildungen, Frühgeburten oder Fehlgeburten gerechnet werden.

Wichtig ist der Remissionserhalt auch in der Schwangerschaft. Daher sollte eine adäquate CED-Therapie bei sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung über die Schwangerschaft hinweg fortgeführt werden.

Sulfasalazin (plus Folsäuresupplementation), Mesalazin (5-ASA) oder Steroide sind nicht mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen assoziiert, es kommt allerdings etwas häufiger zu Frühgeburten oder einem geringen Geburtsgewicht. Auch Calcineurin-Inhibitoren, Tumornekrosefaktor (TNF)-α-Antikörper, Thiopurine, Ustekinumab oder Vedolizumab können in der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Kontraindiziert sind in der Schwangerschaft wie in der Stillzeit Methotrexat (MTX), Januskinase(JAK)-Inhibitoren und S1P-Modulatoren (z. B. Ozanimod).

Wenn’s hinten juckt

Bei quälendem analem Juckreiz kann man die Betroffenen meist beruhigen. Der Pruritus ist häufig nur eine Reaktion auf die feuchte Kammer in der Rima ani mit Schweiß und Fäzessekret. Prädisponierende Faktoren sind Übergewicht, Schwitzen, Gewürze, Tabak, Alkohol und ein Trichteranus. Häufig spielt eine falsche Analhygiene eine Rolle.

Dr. Martin Schmidt-Lauber, Oldenburg, empfahl das Waschen mit lauwarmem Wasser, idealerweise mit Hilfe eines Dusch-WCs oder einer Po-Dusche, und anschließend sanftes Abtrocknen oder Föhnen, ohne mit Klopapier zu rubbeln. Die Unterwäsche sollte locker sitzen und aus Baumwolle sein.

Werden Pflegeprodukte verwendet, sollte auf Allergenfreiheit geachtet werden. Pruritus ani kann auch ein Hinweis auf eine Mikroinkontinenz sein, zum Beispiel bei Reizdarmsyndrom, oder auf Hämorrhoiden und Ekzeme. Seltener sind Proktitis, Infektionen (z.B. Candida, Condylome, Herpes) oder Lichen Ruber, Lichen Planus oder Psoriasis die Ursache.

Gewicht runter, Gallensteine da

Bei Adipositas wie auch bei forciertem Gewichtsverlust, nach bariatrischer Chirurgie und bei häufigem Ab- und wieder Zunehmen treten besonders häufig Gallensteine auf. In diesen Situationen wird ausnahmsweise von der S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen eine pharmakologische Prävention empfohlen, berichtete PD Dr. Beate Appenrodt, Köln.

Die zeitlich begrenzte Einnahme von Ursodeoxycholsäure (UDCA) vermindert das Gallensteinrisiko nach einer Metaanalyse um 58 %. UDCA soll in einer Dosis von mindestens 500 mg/Tag über mindestens 4 Monate bis zur Gewichtsstabilisierung eingenommen werden.

MPox vorbeugen und behandeln

Es muss weiter mit einzelnen Ausbrüchen von MPox gerechnet werden, erklärte Dr. Stefan Schmiedel, Hamburg. Die Infizierten sind fast immer Männer, die Sex mit Männern haben, die Symptome oft anorektal.

Vor allem Immunsupprimierte können auch schwer betroffen sein. In solchen Fällen steht über das Robert-Koch-Institut das antiviral wirkende Tecovirimat (Tpoxx®) aus den USA zur Verfügung.

Eine Prävention ist möglich. Da für eine Übertragung der direkte Kontakt nötig ist, kann Sexualhygiene die Infektion verhindern. Für Risikopersonen steht wieder eine Pockenimpfung mit Imvanex (Jynneos®) zur Verfügung.

Unsicherheit bei Zöliakie

48 Prozent der Frauen mit Zöliakie im gebärfähigen Alter (im Mittel 36 Jahre) waren in einer Umfrage der Universität Halle kinderlos, deutlich mehr als in der Allgemeinbevölkerung (26 Prozent).

44 Prozent gaben an, die Zöliakie beeinflusse ihre Familienplanung negativ, 37 Prozent ihre Fertilität sei durch die Zöliakie vermindert, 26 Prozent, es komme aufgrund der Zöliakie häufiger zu Schwangerschaftskomplikationen, 15 Prozent zu Fehlbildungen.

Diesen Irrtümern sollte man durch eine frühzeitige Beratung junger Frauen entgegenwirken, betonte PD Dr. Jens Walldorf, Halle. Entscheidend sei nur, dass die glutenfreie Diät in der Schwangerschaft fortgesetzt wird.

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