Wie wichtig die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) für unser Gesundheitssystem ist und noch werden kann, wird in diesen Tagen unmittelbar erfahrbar. Die Notaufnahmen quellen über, und monatelang auf einen Facharzttermin zu warten, ist keine Seltenheit.
Wir haben die Grenzen unserer finanziellen wie personellen Ressourcen längst erreicht. Ohne eine vernünftige Steuerung der Patientenströme wird das deutsche Gesundheitssystem früher oder später vor die Wand fahren.
In der öffentlichen und politischen Debatte breitet sich diese Erkenntnis rasant aus: Steuerung über Strafgebühren, über Terminservicestellen, über Primärversorgung – so unterschiedlich die Wege auch sind, der Kerngedanke ist der gleiche.
Die HZV ist das einzige flächendeckende Versorgungsmodell, das diese koordinierte Versorgung strukturiert sicherstellt. 8,5 Millionen Patientinnen und Patienten und rund 16.000 Hausärztinnen und Hausärzte entlasten und verbessern nachweislich die Versorgung (siehe Artikel “HZV-Patienten leben länger“).
Das ist das Verdienst der Hausärzteverbände, die sich flächendeckend zumeist in enger Zusammenarbeit mit, notfalls aber auch gegen ihre Krankenkassen für die HZV einsetzten und einsetzen.
Dieser Prozess begann vor 15 Jahren, als man vielen noch lang und breit erklären musste, warum ein freiwilliges Primärarztsystem eben keine Einschränkung der freien Arztwahl bedeutet und dass Steuerung nicht gleich Einschränkung heißt – im Gegenteil.
Eine patientenzentrierte hausärztliche Koordination ist die einzige Möglichkeit, die Einschränkungen, die ein chaotisches System voller Über- und Fehlversorgung bedeuten würde, abzuwenden.
Bis die Politik das in seiner ganzen Unumgänglichkeit erkennt und die HZV entsprechend stärkt – etwa mit einer Bonifizierung der Patientinnen und Patienten! –, müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Jetzt ist die beste Zeit dafür!
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Markus Beier
Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e. V.