Unser Gesundheitssystem gerät an seine Kapazitätsgrenzen. Immer mehr Menschen streben in unsere Praxen. Die Wartezeiten steigen, die Schlangen werden länger. Das betrifft uns Hausärztinnen und Hausärzte, aber auch unsere fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Eine der Folgen ist, dass es für unsere Patientinnen und Patienten, die wirklich die fachärztliche Expertise benötigen, immer schwieriger wird, Termine zu bekommen.
Wir haben es hier mit einem strukturellen Problem zu tun, dessen Ursache wir als Verband seit Jahrzehnten anprangern: zu wenig Steuerung, zu viele unkoordinierte Facharztbesuche, zu viel Ärzte-Hopping. Die Lösung muss sein, die Versorgungspfade zu strukturieren und den Menschen zu helfen, sich in unserem überkomplexen Gesundheitswesen zurechtzufinden.
Genau das machen wir in der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV). Zahlreiche Studien belegen, dass in der HZV weniger unkoordinierte Facharztkontakte erfolgen. Die Folge einer besseren Struktur wird also nicht sein, dass alle noch mehr Arztbesuche wahrnehmen als ohnehin schon. Vielmehr werden diejenigen, die wirklich Termine brauchen, diese zeitnah in der richtigen Arztpraxis bekommen.
Die Politik hat leider einen anderen Weg eingeschlagen, der exemplarisch zeigt, dass man lieber an der Oberfläche herumdoktert, statt die Probleme an der Wurzel zu packen. Vor sieben Jahren sind die Terminservicestellen (TSS) für die Vermittlung von Facharztbesuchen gestartet; vor vier Jahren jene für die Vermittlung von Haus- sowie Kinder- und Jugendärzten.
Die Nachfrage nach Terminen wächst seither stetig (siehe Artikel “TSS: Millionen Euro für alte Zöpfe statt echter Steuerung“). Das Versprechen: Jeder bekommt schnell überall einen Termin.
Natürlich gibt es Fälle, in denen eine TSS hilfreich sein kann. Das eigentliche Problem wird so aber nicht angepackt. Das investierte Geld fehlt dann an anderer Stelle.
Mit kollegialen Grüßen
Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth
Bundesvorsitzende Hausärztinnen- und Hausärzteverband e. V.