Die Folgen einer unkritischen Opiatverordnung bei Nicht-Tumorschmerzen werden in den USA zunehmend deutlich. In zwei dort durchgeführten Studien, die verschiedene Opiattherapien in der Indikation chronischer Schmerz untersuchten, wurde zusätzlich die Gefahr einer Suchtentwicklung bei den Patienten ausgewertet. Verglichen wurde dabei die Gefährdung, die sich aufgrund von Patientenangaben und Urinuntersuchungen auf illegale Drogen ergab und die Einschätzung von den behandelnden Ärzten.
Während Ärzte in beiden Studien die Patienten nur selten als gefährdet für eine Suchtentwicklung einschätzten (1,3 und 1,6 Prozent), gaben Patienten relativ häufig illegalen Drogengebrauch an (5 und 10 Prozent) und hatten noch häufiger auffällige Urinuntersuchungen (15 und 23 Prozent). 40 bis 60 Prozent der Patienten gaben im Verlauf an, Opiate nicht so einzunehmen wie verordnet. Zehn Prozent gaben an, Retardpräparate aufzubrechen und für rascheren Wirkungseintritt zu zerkauen und acht Prozent verwendeten Opiate, die sie nicht von Ärzten verschrieben bekommen hatten.
Fazit
In diesen Studien – deren absolute Zahlen aus den USA sicher nicht nach Deutschland übertragbar sind – zeigte sich eine deutliche Unterschätzung einer möglichen Suchtentwicklung durch Ärzte, die Opiate bei chronischen Schmerzen verordnen. Eine kritische und wachsame Verordnung ist sicher auch hier indiziert.
Quelle: Beatrice Setnik, Carl L. Roland, Glenn C. Pixton & Kenneth W. Sommerville. Prescription opioid abuse and misuse: gap between primary-care investigator assessment and actual extent of these behaviors among patients with chronic pain, Postgraduate Medicine, 129:1, 5-11, DOI: 10.1080/00325481.2017.1245585