Um Hausärzte beim Schutz ihrer Patienten vor Fehlversorgung zu unterstützen, hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) eine Leitlinie veröffentlicht (“Der Hausarzt” 12/19). Die S2e-Leitlinie zum Schutz vor Über- und Unterversorgung solle ihnen “Sicherheit” in diesem immer wichtiger werdenden Feld der Patientenversorgung geben, betonte Prof. Martin Scherer im November vor Journalisten. Darüber hinaus erinnerte er anknüpfend an die bereits im Juni veröffentlichte Leitlinie, dass die entsprechenden Rahmenbedingungen durch Politik und Gesellschaft geschaffen werden müssten. Er plädierte dafür, dass der Zugang zur nächsthöheren Versorgungsebene nur über den Hausarzt zu erreichen sein dürfe. Gelebt werde dies bereits in der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), betonte Scherer. 16.000 Ärzte und rund 5,4 Millionen Patienten nehmen daran bereits teil.
An Dringlichkeit gewinne die Forderung angesichts der Innovations-Getriebenheit von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Wenn beispielsweise Gesundheits-Apps, die künftig Kassenleistung sind, einen weiteren Weg in die Versorgung – am Hausarzt vorbei – öffneten, so verschärfe dies die Problematik. Von der Politik wünsche er sich ein klares Bekenntnis zu evidenzbasierter Medizin, so Scherer.
Die Leitlinie soll Hausärzten einen praktischen Leitfaden an die Hand geben, damit sie in den “Aushandlungsprozess” mit ihren Patienten eintreten können, erklärte Leitlinien-Autorin Dr. Dagmar Lühmann. Denn nicht zuletzt wecke die parallele Inanspruchnahme verschiedener Versorgungsebenen beim Patienten Erwartungen. Die Leitlinie gibt 26 Empfehlungen zu Halsschmerzen, Husten, Müdigkeit, Brustschmerz, Demenz, alkoholbezogenen Störungen, Hautkrebs, Prostatakarzinom, Kreuzschmerz und unipolarer Depression.
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Exklusiv: Prof. Martin Scherer zur Umsetzung im Praxisalltag: www.hausarzt.link/8PtaK