Am Anfang einer neuen Zusammenarbeit sind beide Seiten voller Erwartungen. Bei der neuen Mitarbeiterin* existieren oft große Unsicherheiten. Sie fühlt sich fremd und fragt sich, ob sie in der Lage ist, die Anforderungen, die an sie gestellt werden, zu erfüllen. Wird sie mit dem Chef und den neuen Kollegen zurechtkommen? Erste Enttäuschungen und negative Eindrücke sind in dieser sensiblen Phase besonders fatal. Folgende Zahlen sind alarmierend: Schon am ersten Arbeitstag sind zirka 15 Prozent der neuen Mitarbeiter so enttäuscht, dass sie an Kündigung denken. 80 Prozent der Mitarbeiter, die in der Probezeit kündigen, fassen den Entschluss bereits zu diesem Zeitpunkt. Diese unerwünschte Fluktuation verursacht hohe Kosten und beeinträchtigt außerdem das Image der Praxis.
Neue Mitarbeiter nicht sich selbst überlassen
Neue Mitarbeiter, die sich selbst überlassen werden, finden sich schwer zurecht und können ihre Aufgaben nur unzureichend erledigen. Sie arbeiten nicht zielorientiert oder sie machen Fehler, die durch die Kollegen korrigiert werden müssen. Eine intensive Begleitung in der Einarbeitungsphase ist daher sehr wichtig. Ziele einer gelungenen Einarbeitung sind es, die neue Mitarbeiterin
- schnell zu einer leistungsfähigen Kollegin werden zu lassen,
- in das Praxisteam zu integrieren und so ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen,
- für eine gute Zusammenarbeit zu motivieren.
Eine gute Einarbeitung beginnt bereits in der Zeit vor dem ersten Arbeitstag! Die neue Mitarbeiterin kann durchaus schon im Vorfeld möglichst umfassend über ihren neuen Arbeitsplatz informiert werden. Diverse praktische Informationen wie Lage und Erreichbarkeit der Praxis, Informationen über das Team oder bevorstehende Termine können für sie interessant und hilfreich sein. Eventuell macht es Sinn, die neue Mitarbeiterin bereits vor Antritt der Stelle einzuladen, damit sie sich ein Bild über ihren zukünftigen Arbeitsplatz und die Kollegen machen kann.
Unbedingt erforderlich ist es, das Team darüber zu informieren, wenn eine neue Mitarbeiterin erwartet wird: Name, Anlass für ihre Einstellung und der bishe- rige Arbeitgeber können interessant sein. Außerdem muss geklärt werden, wer die Einarbeitung übernimmt. Wer begrüßt sie am ersten Arbeitstag und stellt ihr die Kollegen vor? Diese Zusatzaufgabe sollte nach Möglichkeit von erfahrenen Mitarbeiterinnen übernommen werden. Leider sehen diese darin oft lediglich einen zusätzlichen Aufwand, der neben der eigenen täglichen Arbeit bewältigt werden muss. Aber möglicherweise bringt die neue Mitarbeiterin ja aufgrund ihrer Vorerfahrung ganz neue Ideen und frische Motivation mit, von denen die einarbeitende Person profitieren kann? Vielleicht muss geprüft werden, inwieweit die “Patin” der neuen Mitarbeiterin an anderer Stelle entlastet werden muss. In jedem Fall begleitet diese Kollegin die neue Mitarbeiterin in den ersten Wochen und ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen und Problemen. So ist sichergestellt, dass “die Neue” sich gut aufgehoben fühlt und sich möglichst schnell einarbeiten kann. Selbstverständlich sollte hierfür auch der Arbeitsplatz optimal vorbereitet sein.
Um Enttäuschungen und Frustrationen zu vermeiden, sollte von Anfang an eine positive emotionale Basis geschaffen werden. Dazu sollte am ersten Tag ein Gespräch zwischen Vorgesetztem und neuer Mitarbeiterin stattfinden, bei dem der Chef sie begrüßt und Wissenswertes über die Praxis und die Aufgaben mitteilt. Jetzt können auch die Erwartungen an die neue Mitarbeiterin kommuniziert werden und dass er als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Im Anschluss an das Gespräch findet ein Rundgang durch die Praxis statt, bei dem die Neue den Kolleginnen vorgestellt wird. Danach übernimmt die für die Einarbeitung zuständige “Patin”. Diese führt sie in ihren Arbeitsplatz ein.
Bereits am ersten Arbeitstag sollte über allgemeine Abläufe wie Arbeitszeiten, Essenszeiten, Regelungen für die Zusammenarbeit und andere bestehende Richtlinien oder Checklisten informiert werden. Danach werden der Neuen die ersten konkreten Aufgaben übertragen. Nun steht einem erfolgreichen Start im neuen Team nichts mehr entgegen.
Checkliste für den ersten Arbeitstag
*Stellvertretend für beide Geschlechter wird nur die weibliche Form verwendet