Berlin. „Was wir in der Praxis erleben, sind ehrlich gesagt nicht die Segnungen der Telematik, sondern im Wesentlichen eher Hemmnisse“, sagt Dr. Hendrik Oen, niedergelassener Arzt aus Münster auf der von mehreren Fachverbänden organisierten Online-Veranstaltung. Er führt die Probleme unter anderem auf mangelnde Praxistests der Anwendungen zurück. Dabei sei es von größter Bedeutung, „dass alles, was wir einführen, nicht am Anfang hakelt“. Die damit verbundenen Unterbrechungen im Arbeitsablauf könnten sich die Praxen nicht leisten. „Mein Wunsch ist, dass wir nicht mit Experimenten starten“, sagt Oen in Richtung Bundesgesundheitsministerium (BMG).
Prozesse auch aus MFA-Sicht denken
Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe, macht auf die mangelnde Nutzerfreundlichkeit einiger Anwendungen aufmerksam. Dies mache im Alltag vor allem den Medizinischen Fachangestellten zu schaffen. Sie fordert deshalb: „Man sollte die Prozesse auch von den Anwenderinnen her und nicht nur für den Arzt oder Zahnarzt denken.“
Gemeinsames Ziel erfordert Strategie
Dr. Georg Münzenrieder, Vorsitzender des Gematik-Beirats, ist überzeugt, dass ein Ausbau der Testinfrastruktur manches Problem beheben könnte. Er hält etwa die Einrichtung einer großen Testregion für möglich, „in der wir das, was entwickelt worden ist, frühzeitig testen, damit die Telematikinfrastruktur dann zum Zeitpunkt des Roll-outs sicher sein kann, dass sie die neuen Anwendungen trägt und es nicht zu Problemen kommt“. Handlungsbedarf besteht laut Münzenrieder aber auch an anderer Stelle. Benötigt werde etwa „eine e-Health-Strategie für Deutschland“, die allen Akteuren ein gemeinsames Zielbild vorgebe.
Christian Klose, Unterabteilungsleiter „Gematik, Telematikinfrastruktur, e-Health“ im BMG, verweist auf die zahlreichen Gesetze und Verordnungen, mit denen das Ministerium die Digitalisierung in den vergangenen vier Jahren vorangetrieben habe und betont: „Unsere Strategie besteht aus drei Buchstaben: T – U – N.“ red