Berlin. Die meisten Praxen nutzen die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (E-AU), doch die Technik holpert bei vielen noch. Das schildert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf Basis einer Umfrage unter rund 4.000 Praxen Ende August.
Demnach stellen 87 Prozent der Befragten E-AU aus, aber nur etwa jeder zweite berichtet ausschließlich von kleineren Technikproblemen (53 Prozent). Bei der anderen Hälfte sei der digitale Versand zeitweise nicht möglich.
Zudem bemängelt jeder Dritte, dass die IT-Dienstleister schwer für ihn zu erreichen seien. Häufig müssten E-AU einzeln signiert werden, weil die Komfort- oder Stapelsignatur nicht oder nicht gut umgesetzt seien. Über eine funktionierende Signatur berichten 44 Prozent.
Alles eher im Schneckentempo
Als belastend empfinden viele auch den zeitlichen Aufwand, die Übertragung der E-AU dauere noch zu lang und auch der zusätzliche Papierausdruck fresse Zeit.
„Unter Digitalisierung verstehen wir nicht, dass für eine E-AU zwei bis drei DIN A4 Seiten ausgedruckt werden müssen u. noch eine Unterschrift erforderlich ist. Viel aufwendiger als mit dem gelben Schein. Völlig undurchdacht!“, kritisiert beispielsweise eine Praxis.
Das E-Rezept nutzen bislang nur vier Prozent der Befragten, neun Prozent haben Erfahrungen mit dem digitalen Rezept gemacht. Jede zweite berichtet davon, dass es Probleme mit der Einlösung des E-Rezeptes in der Apotheke gegeben habe.
Nur wenige Patienten mit App für E-Rezept
Schwierig empfinden auch viele, dass besonders die älteren Patienten die Änderungen nicht verstehen. Außerdem verfügten die wenigsten Patienten über die entsprechende App. 40 Prozent der Praxen, die aktuell keine e-Rezepte ausstellen, sehen Probleme bei der Telematik-Infrastruktur.
„Das E-Rezept ist eine absolut sinnvolle Sache. So wie es aktuell jedoch umgesetzt ist, ist es de facto kaum nutzbar. Es ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar, warum etwas, das in anderen europäischen Ländern seit Jahren problemlos und datenschutzkonform funktioniert, in Deutschland anscheinend ein Ding der Unmöglichkeit ist“, erklärt Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband. (red)