Die Checkliste mit noch mehr Tipps rund um die Installation finden Sie hier.
Praxissoftware-Hersteller locken mit Angeboten für Komponenten, mit denen sich Praxen an die Telematik-Infrastruktur (TI) anschließen sollen, warnen möglicherweise bereits vor Honorarabzügen bei zu zögerlichem Handeln – und gleichzeitig rät die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zum Abwarten, weil sich mit einer steigenden Zahl zertifizierter Hersteller Angebot und Preise verbessern werden: Es ist eine Zwickmühle, in der sich Hausärzte in diesen Tagen wiederfinden. Denn nicht nur die abgestaffelten Förderbeträge für den Schritt in die TI lassen die Zeit ticken: Honorarkürzungen von pauschal einem Prozent sollen Ärzten drohen, wenn sie bis Ende 2018 nicht an die TI angebunden sind. Gleichzeitig waren bei Redaktionsschluss gerade einmal ein halbes Dutzend Komponenten für die TI-Anbindung von der gematik für den Einsatz in der Arztpraxis zertifiziert.
KBV und Kassen verhandelten zu Redaktionsschluss erneut über die Finanzierung der TI-Komponenten. Bestenfalls könne man erreichen, dass die “Förderhöhe des zweiten Quartals” bestehen bleibe, sagte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel beim eHealth-Forum in Freiburg. Zudem werde die KBV mit der Politik sprechen, um die Frist bis Mitte 2019 zu verlängern (hausarzt.link/gQPXQ). Aufgrund des mangelnden Angebots an Anbietern – erst im November wurde der erste Konnektor zertifiziert – warten viele Hausärzte noch ab. Dabei wird die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für die Anbindung nicht nur von Praxischefs, sondern auch von den KVen ganz unterschiedlich bewertet: Während sich Hessen in einem Schreiben an die Mitglieder etwa völlig bedeckt hält mit einer Empfehlung, kündigte die KV Bremen Anfang März einen “Strategiewechsel” an – mit dem Rat, sich noch in diesem Halbjahr anzubinden.
Wunsch: “Alles aus einer Hand”
Erste Hausärzte haben den Schritt in die Telematik-Welt bereits gemacht. “Wir haben uns nach Eingang des ersten Angebotes entschlossen, den Weg gleich mitzugehen, um so die möglichen Fördersummen mitnehmen zu können”, erklärt Dr. Carsten Köber. Der Mangel an Mitbewerbern war dabei nur ein Grund, warum sich der Hausarzt aus Bad Mergentheim gleich für die Compu Group Medical (CGM) als ersten zertifizierten Hersteller entschieden hat: “Uns war ein einheitlicher Ansprechpartner sowie die störungsfreie Integration in die Praxissoftware wichtig.” Weil in seiner Erfahrung die Schnittstelle zwischen unterschiedlichen Anbietern immer wieder zu Friktionen führt, ist er bei dem bereits in seiner Praxis eingesetzten Unternehmen verblieben.
Auch für Allgemeinmediziner Moritz Eckert ist das ein entscheidender Punkt. “Wir nehmen alles aus einer Hand, um bei Problemen nicht von TI- und PVS-Anbieter mit gegenseitigen Schuldzuweisungen im Regen stehen gelassen zu werden”, sagt er. Der Konnektor ist daher bereits bestellt, jedoch hat Eckert Wochen auf die Installation warten müssen – wegen der großen Nachfrage.
CGM konnte noch keine Zahlen nennen, in wie vielen Praxen die Konnektoren bereits installiert wurden. Kriedel sagte, es seien bereits 10.000 Praxen angeschlossen. Die Konstellation “jetzt bestellen, später installieren” ist dabei kein Problem – jedoch gibt KBV-Vorstand Kriedel Ärzten eine Sache zu bedenken: “Lassen Sie sich von Ihrem Händler, bevor Sie unterschreiben, garantieren, dass Sie die Kosten refinanziert bekommen.” Denn es sei möglich, dass Hersteller Verträge vorlegten, “die nicht die Refinanzierung aus dem laufenden Quartal garantieren”.
Anbindung im Alltag gut möglich
Laut Kriedel sollen bald weitere Konnektoren auf den Markt kommen, und diese würden dann auch “deutlich günstigere Preise” aufrufen, ist er sich sicher. So habe die gematik einen österreichischen Hersteller unter Vertrag genommen, der im Sommer liefern werde.
Ganz gleich, wann es soweit ist: Die Installation erfordert vom Praxisteam einige freie Minuten oder gar Stunden – und in Teilen eine Umstellung. “Für die technische Anbindung planten wir einen sprechstundenfreien Nachmittag”, berichtet Köber aus seiner Erfahrung. In der Ankündigung sei von “mehreren Serverneustarts” die Rede gewesen. Es ist eine Sorge, die auch Eckert vor der geplanten Anbindung teilt. “Ich werde die Installation nach der normalen Sprechstunde machen müssen”, fürchtet er. Inklusive einer möglicherweise nötigen Schulung fallen damit wieder Überstunden an, ärgert sich der Praxischef.
Rückblickend kann Köber da beruhigen: Die Praxisrechner wären durchgehend einsatzbereit gewesen, die Installation gut auch während der Sprechstunde durchzuführen. Und: “Technisches Verständnis ist zum Installationszeitpunkt durch den Praxisbetreiber nicht notwendig”, beruhigt er Kollegen.
Für die Anbindung hat er trotzdem einen Tipp parat: die alten Kartenlesegeräte erst einmal belassen. Zwar habe der Techniker das Praxisteam dafür belächelt – doch die ersten Tage wären andernfalls “katastrophal” gewesen, meint Köber. Unbekannte Fehlermeldungen und daran anknüpfende Zeit mit dem Kundenservice des Herstellers seien bei ihm in den ersten Wochen die Regel gewesen. Heute stellen nur noch die alten Gesundheitskarten mit Aufdruck G1 ein Problem dar. “Wir fordern die Patienten dann zur Kontaktaufnahme mit ihrer Kasse auf.”
Eine andere Sorge kann der Telematik-erfahrene Hausarzt hingegen nur zum Teil zerstreuen: die der verlängerten Einlesezeit. “Eine entstehende Verzögerung beim Datenabgleich ist bei mir, aber auch bei vielen Kollegen eine große Sorge”, weiß Eckert. Tatsächlich verlängert sich die Einlesezeit der Karten laut Köber– auf drei bis fünf Sekunden. “Zu Warteschlangen oder Verzögerungen im Praxisbetrieb ist es dadurch aber nicht gekommen.” (Mitarbeit jvb)
Checkliste Langversion
Die Checkliste mit noch mehr Tipps rund um die Installation finden Sie hier.
Diese Komponenten brauchen Sie für den Anschluss an die TI:
- Konnektor: Pro Praxis wird ein Konnektor finanziert, mit dem die komplette Praxis an die TI angebunden wird. Auch Praxisgemeinschaften können einen Konnektor gemeinsam verwenden. Ausgelagerte Praxisräume erhalten statt eines Konnektors ein mobiles Kartenlesegerät.
- E-Health-Kartenterminal: Die Kosten sind in der Erstausstattungspauschale enthalten. Pro Kartenterminal stehen 435 Euro zur Verfügung. Dabei können Praxen abhängig vom Zulassungsumfang aller dort tätigen Ärzte bis zu drei Geräte erhalten: mit einem Äquivalent von bis zu drei Vollzeitstellen ein Gerät, mit vier bis sechs Vollzeitstellen zwei Geräte und mit mehr als sechs Vollzeitstellen drei Geräte.
- Mobile Kartenterminals: Da erst im Verlauf des Jahres 2018 mit neuen mobilen Kartenlesegeräten zu rechnen ist, können Bestandsgeräte vorerst weiterverwendet werden.
- Praxisausweis (SMC-B): Für den Praxisausweis werden 23,25 Euro je Quartal erstattet (einmal pro Praxis). Damit sind die Kosten komplett abgedeckt. Für ein mobiles Kartenterminal wird ein weiterer Praxisausweis finanziert. Die Praxisausweise sind fünf Jahre gültig.
- PVS-Anpassung: Die PVS-Hersteller sind unterschiedlich weit bei der Entwicklung des notwendigen Updates. Ärzte sollten deshalb Kontakt zu ihrem Hersteller aufnehmen. Ein Update kann bereits im Vorfeld der Installation des Konnektors erfolgen.
- VPN-Zugangsdienst: Die monatlichen Kosten für den VPN-Zugangsdienst werden durch die quartalsweise ausgezahlte Pauschale für den laufenden Betrieb abgegolten.
- Optional elektronischer Heilberufeausweis (eHBA): Der eHBA ist für den Zugang zur TI keine Pflicht, wohl aber für bestimmte kommende Anwendungen der TI wie das Notfalldatenmanagement. Bereits jetzt wird der Ausweis für die qualifizierte elektronische Signatur benötigt, zum Beispiel für den eArztbrief. Der eHBA kann bei der jeweiligen Landesärztekammer beantragt werden.
Welche Anbieter bereits für den Einsatz in der TI zugelassen sind, erfahren Sie in der ständig akutalisierten Übersicht der gematik: hausarzt.link/g7ht9; unter “Zielgruppe” Ärzte auswählen.