Was wollten Sie nach der Praxisübernahme ändern?
Ich wollte die Diagnostik erweitern, damit ich meine Patienten umfassend betreuen kann. Entscheidend war, welche Diagnostik bringt uns richtungsweisende Befunde. Zudem wollte ich die Praxis digitalisieren.
Ihr Tipp für den Gerätekauf?
Ich habe nicht online gekauft, auch wenn es günstiger ist. Geräte müssen regelmäßig kontrolliert und gewartet werden. Damit ich hier keine zusätzliche Arbeit und Ärger habe, habe ich sie bei einem hiesigen Medizintechnikanbieter gekauft. Meist kann man eine Probestellung vereinbaren. So kann man das Gerät im Alltag testen, bevor man investiert.
Oft will man auch „optisch“ modernisieren.
Hier muss ich meine Mutter loben große Umbauten waren nicht nötig. Wir haben sehr kurze Wege zwischen den Räumen, das ist im Alltag wichtig. Die Idee für unsere Praxisfarben kam vom Maler. Ebenfalls haben wir für Kleidung, Logo und Webseite eine einheitliche Farbgebung gewählt – ein Wiedererkennungswert.
Was ist für Sie an Inventar unverzichtbar?
Fangen wir mit der Anmeldung an: Jede Mitarbeiterin braucht einen PC und ein Telefon. Es kommt sonst schnell zu Engpässen. Dann gibt es einen Multifunktionsdrucker mit Scanner. Wir arbeiten mit Blankoformulardruck: Alle Formulare sind in der EDV hinterlegt und wir drucken sie selbst bei Bedarf aus. Das kostet zwar wegen des Tonerverbrauchs etwas mehr als die vorgedruckten Formulare, die die KV kostenlos zur Verfügung stellt. Ich habe aber alle ausgestellten Formulare in der EDV gespeichert und kann so kontrollieren, was wir ausgedruckt haben. Für BtM-Rezepte haben wir noch einen Nadeldrucker. Um die Mitarbeiterinnen zu entlasten, vor allem am Telefon, können Patienten online Überweisungen und Wiederholungsrezepte vorbestellen. Das nutzen besonders chronisch kranke Patienten jeden Alters.
Und im Wartezimmer?
Neu angelegt habe ich eine Kinderecke, da häufiger Eltern mit Kindern kommen. Außerdem gibt es einen Wasserspender, das war schon oft nützlich, wenn Patienten vor Blutentnahmen zu wenig getrunken haben.
Fehlen die Behandlungsräume.
In den Sprechzimmern haben wir eine einheitliche Ausstattung, damit wir schnell zwischen den Zimmern wechseln können. Blutdruck- und Blutzuckermessgerät sowie Reflexhammer gehören natürlich dazu.
Fürs Labor habe ich einen PC gekauft. Denn unser Labor bietet an, dass ich am PC einen Barcode mit allen Parametern erstelle, als Etikett ausdrucke und die Probe so gleich richtig beschrifte. Das erleichtert vieles und Nachforderungen sind auch digital möglich.
Ein weiteres Zimmer nutzen wir zur Sonografie. Wichtig dafür: Ein spezielles Rollo dunkelt die Fenster ab.
Im Verbands- und EKG-Zimmer stehen Langzeitblutdruckmessgerät und Spirometer und außerdem eine Kamera. Wir fotografieren die Wunden mit Einmallineal. Das spart Schreibarbeit und Zeit.
Worauf sollte man bei der Digitalisierung einer Praxis achten?
Man muss die diversen Aufbewahrungsfristen kennen. Dafür gibt es Merkblätter der KV. Manches muss man als Papier-Original archivieren, anderes reicht als Scan digital. Zweitens: Man braucht eine Software mit Archivsystem, bei der die Digitalisierung der Akten einfach funktioniert. Man will das System ja schnell nutzen. Wir haben zum Beispiel QuincyScan als Erweiterung unseres PVS. Auch der Service des Anbieters ist wichtig, um lange Ausfälle zu verhindern. Von der KBV gibt es eine Liste der Anbieter und eine Umfrage, wie zufrieden Anwender sind. Man kann natürlich auch Kollegen fragen.
Drittens: Ich rate jedem, nicht zweigleisig zu fahren, bei einer doppelten Dokumentation verzettelt man sich. Man braucht einen Stichtag, ab dem man alles Neue nur noch digital dokumentiert. Bei uns war das mein erster Praxistag. Die Alt-Befunde scannen wir jetzt nach und nach ein.
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