Ob Nikotin in einer Zigarette seine Wirkung im Gehirn entfaltet, hängt davon ab, was der Raucher zu inhalieren glaubt. Wer davon ausgeht, ein nikotinfreies Placebo zu rauchen, bei dem wird das Verlangen nicht gestillt – auch dann nicht, wenn die genossene Zigarette tatsächlich Nikotin enthielt. Das spiegelt sich auch in der Hirnaktivität wider, berichten US-Forscher (doi: 10.3389/fpsyt.2016.00126). "Die Ergebnisse legen nahe: Damit Drogen eine Wirkung haben können, muss derjenige auch glauben, dass die Droge da ist", erklärt Xiaosi Gu von der University of Texas. An der Studie nahmen 24 Raucher teil, die an vier Tagen eines von vier Experimenten durchliefen: Sie rauchten, nachdem sie seit Mitternacht vor dem Tag des Versuchs abstinent geblieben waren und daher deutliches Verlangen nach Nikotin verspürten, entweder eine Zigarette mit Nikotingehalt oder eine nahezu nikotinfreie Placebozigarette. Dies taten sie jeweils einmal im Glauben, dass sie tatsächlich Nikotin inhalierten. Das andere Mal wurde ihnen mitgeteilt, dass die Zigarette kein Nikotin enthielt. Unmittelbar danach beobachteten die Forscher mithilfe funktioneller MRT die Hirnaktivität. Außerdem beurteilten die Teilnehmer vor der Zigarette und nach dem Hirnscan, wie sehr sie das Verlangen nach einer Zigarette verspürten. Was die Raucher glaubten zu rauchen, hatte entscheidenden Einfluss auf deren Wahrnehmung und Hirnaktivität. Das Schmachten nach Nikotin ging nur zurück, wenn sie auch davon ausgingen, dass sie tatsächlich Nikotin konsumiert hatten. Ebenso zeigte sich nur dann neurale Aktivität. Allein eine nikotinhaltige Zigarette reichte dafür nicht.
Quelle: Wissenschaft aktuell