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Interview zum HitzeaktionstagWas tun, wenn die Hitze kommt?

Am 5. Juni ist Hitzeaktionstag, den auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband unterstützt. Dr. Ralph Krolewski von der AG Klima im Verband verrät, wie er sich und andere auf Hitzewellen vorbereitet.

Klimaschonende Fortbewegung mit dem Fahrrad.

Am 5. Juni findet der Hitzeaktionstag statt, der auf die gesundheitlichen Gefahren von Hitze aufmerksam machen soll. Wie schützen Sie Ihre Patientinnen und Patienten, wenn das Thermometer steigt?

Krolewski: Ich bin zum Beispiel an das Warnsystem des Deutschen Wetterdienstes angeschlossen. So weiß ich drei Tage vor der Hitzewelle, dass sie kommt und kann mich vorbereiten. Wir haben im Oberbergischen Kreis auch zusammen mit den Pflegeheimen eine Taskforce Hitzeschutz eingerichtet, um uns auszutauschen und uns auf die Warnstufen mit starker und extremer Wärmebelastung vorzubereiten.

Was tun Sie, wenn die Hitze da ist?

Wir legen zum Beispiel die Praxisöffnungszeiten in die Morgen- und Abendstunden, da ist es kühler. Da müssen natürlich die Patientinnen und Patienten rechtzeitig informiert werden.

Außerdem achtet mein Praxisteam in Hitzeperioden von vorneherein darauf, wer von unseren Patientinnen und Patienten unter Hitzefolgen leidet. Die Betroffenen werden dann in einen Notfallraum gebracht, den wir auf 25 Grad heruntergekühlt haben.

In der Corona-Zeit habe ich die Räume für die Infektionssprechstunde mit einem Wasser-Vaporisateur gekühlt. Überhaupt haben wir Kühlgeräte und/oder Ventilatoren in allen Behandlungsräumen.

Besonders bei älteren Patienten der Risikogruppen vermerken wir auf den Medikationsplänen, welche Arzneimittel bei Hitze eventuell nur unter Rückfrage eingenommen werden dürfen. Auch die Medikamente selbst bewahren wir während einer Hitzewelle in einem Kühlschrank auf.

Wie warm darf es denn in Ihrer Praxis höchstens werden?

Nach Möglichkeit 28 Grad. Laut Arbeitsschutzrichtlinien muss der Arbeitgeber ab 28 Grad Raumtemperatur etwa für genug Getränke für die Angestellten sorgen. Ab 30 Grad kommt es bereits zu deutlichen Leistungsminderungen und Konzentrationsbeeinträchtigungen, ab 35 Grad dürfen Arbeitsplätze nicht mehr betrieben werden.

Zu all dem muss man natürlich die Raumtemperaturen messen.

Wie verteilt sich die Hitze?

Ich nutze dazu einen Hitze-Tracker. Er misst unter anderem die Temperatur und ermittelt einen Hitze-Index als Maßeinheit für die gesundheitlich bedeutsame Hitzebelastung.

Aber man braucht nicht für alles einen Tracker. Spätestens, wenn das Personal sich unwohl fühlt, haben wir es mit einer Risikosituation für die Patientinnen und Patienten zu tun. Es gilt: Der Mensch muss ohne Belastung der Umwelt vor Überhitzungen bewahrt werden.

Was können Hausärztinnen und Hausärzte in der Praxis für das Klima und gegen die nächste Hitzewelle tun?

Eines vorweg: Wir wissen, dass 70 Prozent der Ärztinnen und Ärzte ihre wichtige Rolle beim Klimaschutz in der Praxis anerkennen. Aber viele wissen nicht, was sie als Einzelne persönlich tun können.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Ich berate viele meiner Patientinnen und Patienten zum Beispiel über die Art und Weise, wie sie sich klimaschonend ernähren oder sich fortbewegen können. Schließlich ist es mit Blick auf den Klimaschutz nicht egal, ob sie mit dem Auto oder Fahrrad in die Praxis kommen oder was sie mittags auf dem Teller haben.

Ich berate zu den gesundheitlichen Vorteilen von Bewegung im Alltag, Ernährung, Reisemitteln und auch bei Konsumentscheidungen. Ich habe seit 2019 etwa 1.300 Menschen in der Praxis beraten.

Statistisch gesehen treffen wir am Tag rund 2.000 Entscheidungen, die meisten aus Routine und unbewusst. Wenn mehr Ärztinnen und Ärzte klimabewusst beraten würden, dann würden Menschen millionenfach unbewusst mit ihren Entscheidungen täglich das Klima verbessern.

Allein durch die Veränderung des Lebensstils können wir 30 Prozent unseres ökologischen Fußabdrucks einsparen, wie die Berichte des Weltklimarates aufzeigen.

Wie reagieren Ihre Patientinnen und Patienten auf klimabezogene Beratungen?

Ich bin erstaunt, wie interessiert sie sind, vor allem bei der Ernährung. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, auch unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Zur Motivation sollte es Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach vielleicht so machen wie die ehemalige kanadische Gesundheitsministerin Petitpas-Taylor. Sie hat sich öffentlich in die Küche gestellt und die Ernährung als wichtige Präventionsmaßnahme gepriesen.

Es ging vor allem um eine deutlich fleischreduzierte, pflanzenbasierte Ernährung nach den Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission zu gesunder Diät in nachhaltigen Ernährungssystemen. Übrigens hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung einen ihrer Kongresse unter das Thema “Planetare Diät” gestellt. Dort hat man also auch reagiert! Ernährung und Bewegung sind die Schlüssel für eine gute Gesundheit und für ein besseres Klima.

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