Werden Menschen mit Herzinsuffizienz mit Eisen behandelt, fühlen sie sich oft besser, sind belastbarer und müssen seltener ins Krankenhaus, so die MH Hannover. Dort haben Wissenschaftler nun herausgefunden, warum das so ist dx.doi.org/10.1093/eurheartj/ehw333: Seit einigen Jahren weiß man, dass bereits ein leichter Eisenmangel bei Herzinsuffizienz nachteilig ist, selbst wenn noch keine Anämie vorliegt. Bei Eisenmangelanämie können nicht genug rote Blutkörperchen gebildet werden, die den Sauerstoff transportieren. Hier ist es offensichtlich, dass man schnell müde wird und körperlich schlechter belastbar ist. "Eisen ist aber nicht nur für den Sauerstofftransport wichtig, sondern wird auch in den Mitochondrien benötigt. Bei Eisenmangel können die Mitochondrien weniger Energie produzieren. Gerade der Herzmuskel ist aber für seine Pumpfunktion auf eine hohe Energiezufuhr angewiesen", erläutert Prof. Tibor Kempf, der die Arbeiten gemeinsam mit Prof. Kai Wollert durchgeführt hat.
Um herauszufinden, wie der Eisenhaushalt in Herzmuskelzellen reguliert wird, haben die Forscher sog. Irp-Proteine in Herzmuskelzellen ausgeschaltet. "Irp-Proteine regulieren den Eisengehalt der Zelle. Werden diese inaktiviert, kann weniger Eisen in die Zelle aufgenommen werden. Für lebenswichtige Stoffwechselvorgänge steht nicht mehr genügend Eisen zur Verfügung, die Mitochondrien können dann schlechter arbeiten", sagt Wollert.
Mäuse, bei denen die Irp-Proteine ausgeschaltet wurden, entwickelten einen Eisenmangel im Herzen, nicht jedoch im Blut und in anderen Organen. Unter Ruhebedingungen merkte man den Tieren nichts an, doch bei körperlicher Belastung konnten ihre Herzen die Pumpfunktion nicht steigern; nach Herzinfarkt entwickelten die Tiere eine ausgeprägte Herzinsuffizienz. Ursache war eine zu geringe Energieproduktion in den Mitochondrien. Als die MHH-Forscher den Mäusen Eisen verabreichten, konnten diese ihre Eisenspeicher im Herzen auffüllen, die Herzmuskelzellen produzierten wieder ausreichend Energie, und die Herzfunktion normalisierte sich.
Weitere Ergebnisse der MHH-Forscher zeigen, dass eine verminderte Aktivität der Irp-Proteine auch bei Patienten eine Rolle spielt. "Eisenmangel ist also nicht nur ein Zeichen für eine schlechte Prognose, sondern auch Ursache für die schlechte Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz. Und er kann leicht behoben werden", betont Prof. Johann Bauersachs, Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie. Seit diesem Jahr wird es Medizinern in den neuen Leitlinien empfohlen, Patienten mit Herzinsuffizienz Eisen zu verschreiben, wenn sie einen Eisenmangel haben.