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126. Deutscher ÄrztetagVom Ärztetag in die Praxis

Ende Mai hat der 126. Deutsche Ärztetag in Bremen getagt. "Der Hausarzt" hat die für Hausarztpraxen wichtigsten Beschlüsse zusammengefasst.

Über zahlreiche Anträge wurde in Bremen abgestimmt.

Medizinstudium: Mehr Plätze allein reicht nicht

Ein Schwerpunktthema des diesjährigen Ärztetags war die Frage, wie der Versorgungsbedarf in einer “Gesellschaft des langen Lebens” gedeckt werden kann. Unverzichtbar dafür: Mehr (Haus-)Ärzte. Die Delegierten haben sich daher unter anderem für eine Erhöhung der Medizinstudienplätze um mindestens 6.000 ausgesprochen – allerdings explizit unter der Vorgabe, dass die ins Stocken geratene Reform der Approbationsordnung nach dem Masterplan Medizinstudium 2020 endlich umgesetzt wird.

Der Ärztetag stärkte damit eine Forderung des Deutschen Hausärzteverbandes. Dieser hatte in Bremen nochmals deutlich gemacht, dass ein reines Mehr an Studienplätzen nichts bringt, wenn die Absolventen später nicht auch in den Fächern ihre Weiterbildung machen, die gesellschaftlich am dringendsten gebraucht werden.

Mehr dazu: www.hausarzt.link/T9voL

Weiterbildung: Nur eine Finesse bei den Fehlzeiten

Mit Blick auf Fehlzeiten in der ärztlichen Weiterbildung wird an der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) gefeilt – jedoch nur minimal. So hat der Ärztetag präzisiert, dass Unterbrechungen etwa durch Schwangerschaft, Elternzeit oder Krankheit “grundsätzlich” nicht als Weiterbildungszeit anerkannt werden.

Das neu eingeschobene Wort “grundsätzlich” mag zwar klingen, als verschärfe es die Situation. Jedoch öffne es juristisch die Tür für Ausnahmen, so die Argumentation. Weiterführende Anträge, Fehlzeiten bis zu sechs Wochen als Weiterbildungszeit anzuerkennen, fanden keine Mehrheit.

Im Praktischen Jahr (PJ) hingegen gelten Fehlzeiten bis zu sechs Wochen künftig als Ausbildungszeit. Der Hausärzteverband hatte sich für eine solche Handhabung in beiden Bereichen starkgemacht.

Darüber hinaus setzten sich Vertreter verschiedener Landeshausärzteverbände mit ihrer Forderung nach einer strukturierten Evaluation der Weiterbildung durch. Die Zusatzbezeichnung Homöopathie wurde aus der MWBO gestrichen.

www.hausarzt.link/T19to

GOÄ-Reform: Testphase startet

Ab sofort sollen “im realen Betrieb” alte und neue GOÄ gegenübergestellt werden, um die Bepreisung voranzubringen. Das hat BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt angekündigt. Auf der Grundlage dieser Testphase werde dann “die endgültige Einigung” mit der PKV erfolgen. Die Preise seien der einzige noch offene Knackpunkt. 5.590 Leistungen seien konsentiert.

Als Zeichen der Dringlichkeit des Projekts übergab Reinhardt eine erste gedruckte GOÄ-neu an Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD). Dieser signalisierte jedoch, dass das Projekt für ihn keine hohe Priorität zu haben scheint.

Sollte das Ministerium die GOÄ-neu nicht bis Ende 2022 in Kraft setzen, fordern die Ärztinnen und Ärzte “rechtskonforme Möglichkeiten”, etwa Gesprächsleistungen mit einem höheren Steigerungsfaktor als 2,3 ansetzen zu können.

www.hausarzt.link/Fn9PD

E-Akte: Delegierte stimmen für Opt-out-Verfahren

Auch dieses Jahr stemmten sich die Delegierten gegen nicht funktionierende digitale Anwendungen, die den Praxisalltag erschweren, statt ihn zu vereinfachen. Für eine heiße Diskussion sorgte das Opt-out-Verfahren bei der elektronischen Patientenakte.

Demnach würde jeder Versicherte initial eine Akte erhalten – es sei denn, er widerspricht explizit. Trotz Bedenken sprach sich schließlich eine kleine Mehrheit der rund 250 Delegierten für ein solches Opt-out-Verfahren aus. Gleichzeitig soll dieses rechtlich geprüft werden.

www.hausarzt.link/a4qBb

MFA-Bonus: Erneutes Rufen nach staatlicher Corona-Prämie

Der Ärztetag hat die Forderung nach einem staatlichen Corona-Bonus für medizinische Fachangestellte (MFA) einmal mehr bekräftigt. MFA hätten “den Schutzwall gegen Corona (…) in einer enormen Kraftanstrengung über zwei Jahre aufrechterhalten”, unterstreicht der Ärztetag.

Eine Imagekampagne für das Berufsbild MFA soll vom BÄK-Vorstand geprüft werden.

Gravierende Folgen für Kinder werden erst jetzt sichtbar

Um 44 Prozent hat die Zahl der Kinder mit pathologischer Mediennutzung in der Corona-Pandemie zugenommen, die der Kinder mit Computerspielsucht um 52 Prozent. Das erklärte Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Martin Holtmann vor den Delegierten.

In einem eigenen Tagesordnungspunkt hat der Ärztetag die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche beleuchtet. “Die Post-Lockdown-Folgen übertreffen bei Kindern die Post-Covid-Folgen bei Weitem”, so Holtmann.

www.hausarzt.link/c5qRE

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