Künftig hat fast jeder zweite statt bisher jeder dritte US-Amerikaner hohen Blutdruck. Denn die American Heart Association (AHA) und das American College of Cardiology Guidelines (ACC) haben ihre Leitlinien zur Hypertonie aktualisiert. An Hypertonie leiden Patienten demnach nun ab 130mmHg (s. Tab). Die niedrigeren Zielwerte sollen dazu führen, dass Ärzte und Patienten einem erhöhten Blutdruck früher gegensteuern, besonders indem Betroffene ihren Lebensstil verändern. Dies soll einen weiteren Anstieg des Blutdrucks verhindern, hoffen AHA und ACC.
Die Senkung der Grenzwerte bedeutet aber auch, dass bei den meisten Patienten die medikamentöse Therapie ab einem Blutdruck von 130 statt 140 mmHg einsetzen wird. Wichtiger sei es, zunächst überhaupt alle Menschen mit einem Blutdruck über 140 mmHg zu behandeln, sagt Prof. Jean-François Chenot, Autor der DEGAM-S3-Leitlinie hausärztliche Risikoberatung zur kardiovaskulären Prävention [(s. Interview)](/hausarzt/2017(20/07-01.php).
Die Studien, auf die sich AHA und ACC stützen, können nicht einfach in die Praxis übertragen werden, betont die DEGAM (s. Link). So sei der Blutdruck anders gemessen worden als in der Praxis. Neue Studien legten nahe, dass eine zu aggressive Blutdrucksenkung schaden kann.
Zudem stehen AHA wie ESC oft wegen Interessenkonflikten in der Kritik. Für hiesige Hausarztpatienten sind die DEGAM-S3-Leitlinie oder die NVL Diabetes/KHK maßgeblich.
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