Stirbt die Praxis, stirbt das Dorf: Jede Woche schließt in Bayern eine Hausarztpraxis für immer, weil sich kein Nachfolger findet. Da jeder dritte Hausarzt über 60 Jahre alt ist und in ein paar Jahren in den Ruhestand geht, droht vielen Regionen eine Unterversorgung – mit weitreichenden Folgen. Rund um den Tag der Hausarztmedizin am 7. Mai haben deshalb Bundes- und Landtagsabgeordnete auf Einladung des Bayerischen Hausärzteverbandes in ganz Bayern Hausarztpraxen besucht, um vor Ort mit den Fachärzten für Allgemeinmedizin über Gegenmaßnahmen zu diskutieren.
Ein Lösungsvorschlag ist die Weiterentwicklung der Hausarztverträge (HZV), um den Praxen eine wirtschaftlich sinnvolle Perspektive zu geben. So fordert der Hausärzteverband, dass Patienten, die sich freiwillig in einen Hausarztvertrag einschreiben, generell einen Bonus erhalten, wie es einige Kassen bereits anbieten. Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes: „Ein Versicherter, der zuerst zu seinem Hausarzt geht, zeigt, dass er verantwortlich mit den medizinischen Ressourcen umgeht, ohne dabei auf eine erstklassige medizinische Betreuung zu verzichten. Diese HZV-Versicherten in ihrem Beitrag zur Krankenkasse zu entlasten, ist ein Gebot der Fairness – zumal die Kassen im Gegenzug ein Vielfaches davon sparen.“
Bei der SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar, die mit dem SPD-Landtagsabgeordneten und parlamentarischen Geschäftsführer Volkmar Halbleib die Praxis von Dr. Christian Pfeiffer in Giebelstadt bei Würzburg besucht hatte, stieß der Vorschlag auf offene Ohren: „Es ist sicher nicht verwunderlich, dass ich als Hausärztin eine Verfechterin der primärärztlichen Versorgung bin. Aus eigener Erfahrung weiß ich um den Stellenwert des Hausarztes als Lotse im Gesundheitssystem, der Patienten und deren Familien meist über viele Jahre hinweg begleitet.“
Einig waren sich die Politiker über alle Parteigrenzen hinweg, dass die Allgemeinmedizin weiter gestärkt werden muss. So sagte Dr. Georg Nüßlein, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, nach seinem Besuch in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Jakob Berger in Meitingen bei Augsburg: „Wir müssen den Hausarztberuf weiter attraktiv gestalten. Politisch werden wir im Rahmen der Novellierung des Medizinstudiums – zum Beispiel durch eine Landarztquote und durch Einbeziehung der Hausarztarbeit ins Studium – weitere Anreize setzen.“
Den Auftakt der Politiker-Visiten hatte Kathrin Sonnenholzner (SPD) gemacht. Die Vorsitzende des Landtags-Ausschusses für Gesundheit und Pflege ist selbst Ärztin und hat sich mit Dr. Alexander Wiedemann in dessen Gemeinschaftspraxis in Eichenau im Landkreis Fürstenfeldbruck zum Gespräch getroffen. Dr. Hans-Erich Singer bekam in seiner Gemeinschaftspraxis in Mitteleschenbach bei Ansbach gleich zweimal Besuch – vom Bundestagsabgeordneten Harald Weinberg (Die Linke) sowie von den Freien Wählern mit dem Landtagsabgeordneten Prof. Peter Bauer und dem Bundestagsdirektkandidaten Marco Meier.
Ein Gespräch unter Kollegen führte Dr. Oliver Abbushi, der sich in seiner Praxis in Deisenhofen bei München mit Stephan Pilsinger traf. Der Arzt in Weiterbildung kandidiert für die CSU im Wahlkreis München-West um den Einzug in den Bundestag.