Eine Steroidtherapie schadet Patienten mit einer IgA-Nephropathie (IgAN) offenbar mehr als sie ihnen nutzt. Das lässt sich aus den jüngst veröffentlichten Ergebnissen der TESTING-Studie ablesen. Die war ursprünglich auf 750 Patienten angelegt, musste während der Rekrutierung aber wegen eklatanter Sicherheitsbedenken abgebrochen werden. Im Methylprednisolon-Arm waren bei 20 (von 136) Patienten schwere Nebenwirkungen, vor allem Infekte, aufgetreten. Zwei Patienten starben. In der annähernd gleich großen Kontrollgruppe gab es nur bei vier Patienten Nebenwirkungen (14,7 vs. 3,2 Prozent, p=0.001). Zwar erreichten unter den Steroiden signifikant weniger Patienten ein finales Nierenversagen, doch heben die TESTING-Autoren selbst die Nebenwirkungen hervor.
Die Studie wurde maßgeblich in China durchgeführt. Steroide sind bekanntlich Teil des Eskalationsregimes bei IgAN, wenn die RAAS-Blockade ausgereizt ist. Bereits in der Vergangenheit zeigten andere Studien allerdings, dass die Immunsuppression vor allem mit mehr und schweren Nebenwirkungen einhergeht. In TESTING wurde die supportive Therapie offenbar auch gar nicht ausgereizt, kritisiert selbst der Koautor der Studie, der Aachener Nephrologe Prof. Jürgen Floege, im Interview mit „Der Hausarzt“.
Quelle: JAMA. 2017; 318(5): 432-442. doi:10.1001/jama.2017.9362
Steroid-Therapie
Bei Patienten mit IgA-Nephritis, die trotz ausgereizter RAAS-Blockade (mit ACE-Hemmern und AT1-Blockern) eine Proteinurie ≥ 1 g/Tag und eine GFR >70 ml/min aufweisen, wird eine Steroid-Therapie empfohlen. Das sechsmonatige Schema nach Pozzi sieht vor:
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1 g Methylprednisolon i.v. über drei Tage in den Monaten 1, 3 und 5
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0,5 mg/kg KG orale Steroide (bspw. Prednisolon) jeden Tag