Ob ein allgemeines Screening auf Hepatitis B sinnvoll ist, lässt sich mangels Evidenz nicht sagen. So seien keine sicheren Aussagen zum Nutzen oder Schaden möglich. Bei Hepatitis C hingegen könnte ein Screening für bestimmte Gruppen sinnvoll sein. Das ist das Ergebnis eines Vorberichts, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Mai veröffentlicht hat. Bestimmte Risikogruppen wie medizinisches Fachpersonal oder HIV-Infizierte werden bereits regelhaft auf Hepatitis-Infektionen getestet.
Das IQWiG fand keine Studien, die etwas über den Nutzen oder Schaden eines Hepatitis-B-Screenings oder einer aufgrund dessen vorverlagerten Behandlung aussagen. Für Hepatitis C fanden sie acht randomisierte kontrollierte Studien, in denen die Behandlung in einem Studienarm gegenüber dem anderen um bis zu 16 Wochen vorverlagert wurde. Der Abstand ist aber viel kleiner als die zu erwartende Vorverlagerung der Diagnose und Therapie durch ein Screening. Angesichts des langsamen Verlaufs einer chronischen Hepatitis C lasse sich daher keine Aussage über den Nutzen eines Screenings ableiten.
Leitlinien, die sich für ein Screening auf Hepatitis C aussprechen, enthalten plausible Annahmen zu Vor- und Nachteilen eines Screenings von Risikogruppen und Geburtsjahrgängen, auf die ein hoher Anteil aller Infektionen entfällt, meint das IQWiG. Die Empfehlungen für ein Screening von Risikogruppen auf Hepatitis B fußten dagegen auf Annahmen, die nicht nachvollziehbar sind.
Bei Hepatitis C ließe sich der größte Effekt vermutlich durch ein gezieltes Screening von Risikogruppen erzielen, etwa Drogenkonsumenten. Es kann aber sein, dass gerade sie für ein Screening schlecht zu erreichen sind oder bei einem positiven Befund nicht optimal therapiert würden, wenden die IQWiG-Forscher ein. "Daher bleibt offen, wie stark diese Gruppe von einem Screening profitieren oder wie stark die Verbreitung von Hepatitis C dadurch zurückgehen würde." Diese Fragen könnte man aber in einer Studie klären.