Bad Segeberg. Ärzte in Schleswig-Holstein sollen Patienten auch ohne vorherigen persönlichen Kontakt telefonisch beraten dürfen. Voraussetzung: Es muss medizinisch vertretbar sein. Die Landesärztekammer hat am Donnerstag (19. April) nach eigenen Angaben als erste ihre Berufsordnung als erste entsprechend geändert. Dies soll im Sommer in Kraft treten. In Baden-Württemberg ist eine ausschließliche Fernbehandlung über Modellprojekte möglich.
Ziel der Kammer ist Rechtssicherheit für Ärzte, die Patienten bei leichten gesundheitlichen Beeinträchtigungen am Telefon beraten. Das Gesundheitsministerium in Kiel muss die Änderung noch genehmigen. Ressortchef Heiner Garg (FDP) begrüßte den Beschluss zur Aufhebung des Fernbehandlungsverbotes.
Der Präsident der Landesärztekammer, Franz Bartmann, appellierte an den im Mai in Erfurt tagenden Deutschen Ärztetag, auch auf Bundesebene eine entsprechende Änderung vorzunehmen. Er betonte, telefonische Diagnosen würden nicht zum Regelfall. “Der Fokus liegt eindeutig auf der individuell angemessenen Patientensteuerung und nicht auf einer abschließenden Behandlung im Rahmen eines solchen Erstkontaktes”, so Bartmann. “Bei manifester Erkrankung wird der Regelfall immer in einem gezielten Folgekontakt bei einem Arzt der zur Verdachtsdiagnose passenden Versorgungsebene vor Ort bestehen.”
Minister: Telemedizin soll Versorgung sichern
Die Nutzung digitaler Möglichkeiten biete die große Chance, Ärzte und Patienten zu entlasten, sagte Garg. “Telemedizin kann dabei eine Brücke zwischen ambulantem und stationärem Sektor sowie zwischen ländlichen Raum und Spezialisten in Ballungsgebieten schlagen.” Gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein könne dies einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Versorgung leisten.
Der Hausärzteverband Schleswig-Holstein arbeitet derzeit an einem telemedizinischen Konsil zwischen Patienten, Hausärzten und Augenärzten. Landesverbandschef Dr. Thomas Maurer sieht dabei viele Vorteile für Patienten wie Ärzte.
Auch der Marburger Bund begrüßte die Änderung, die er gefordert habe. So könnten die Patientenversorgung besser organisiert und Ärzte entlastet werden, sagte der Landesvorsitzende Henrik Herrmann. “In Schleswig-Holstein ist künftig möglich, was außerhalb Deutschlands längst tägliche Routine ist: Arzt und Patient können sich am Telefon oder via Mobil-App begegnen.” Der Arzt dürfe dann auch auf dieser Grundlage eine Diagnose stellen und die Therapie einleiten.
Quelle: dpa/lno