Der IGeL-Monitor stuft den PSA-Test weiterhin als „tendenziell negativ“ ein. Die Wissenschaftler hatten die Studienlage zu der Früherkennungsmaßnahme erneut geprüft, da kürzlich der Vorwurf aufgekommen war, eine der großen Studien, die dem Test keinen Nutzen bescheinigt hatte, sei nicht aussagekräftig. Bei der Neubewertung bezogen die Wissenschaftler nun besonders die Kritik an der PLCO-Studie ein. Letztlich sehen sie aber wie schon zuvor nur Hinweise auf einen Nutzen und Belege für Schäden des PSA-Tests.
Der PSA-Test habe zwei Effekte: Einerseits würden vermutlich eine gewisse Zahl von Männern vor dem Tode durch Prostatakrebs bewahrt, schreibt der IGeL-Monitor. Andererseits würden aber sicher viele Männer unnötig zu Krebspatienten, die ohne den Test nie von ihrem Krebs erfahren hätten. Diese Männer werden nicht nur mit der erschreckenden Diagnose „Krebs“ konfrontiert, sondern sie müssten auch mit den Folgen von Operation, Bestrahlung und Hormontherapie leben. Etliche von ihnen würden impotent und inkontinent, obwohl man ihren Krebs nicht hätte behandeln müssen, so die Wissenschaftler weiter. Konkret heiße das: Wenn 1.000 Männer zwischen 55 und 69 Jahren alle vier Jahre einen PSA-Test machen lassen, wird ein Mann nicht an Prostatakrebs sterben und etwa 30 Männer werden die Diagnose Prostatakrebs und die Folgen der Therapie erfahren, obwohl ihr Krebs nie auffällig geworden wäre.
Wer Nutzen und Schaden nach seinen eigenen Werten gewichte, könne auch zu einer anderen Bewertung kommen, so der IGeL-Monitor. Er rät aber dazu, sich vor dem Test über mögliche Konsequenzen zu informieren. Sinnvoll wäre auch, den PSA-Test mit dem Abtasten der Prostata zu vergleichen, das die gesetzlichen Krankenkassen als jährliche Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs für Männer ab 45 Jahren zahlen. Die Wissenschaftler fanden jedoch keine Studien, die diese beiden Maßnahmen miteinander vergleichen.