Berlin. Ob eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs sinnvoll ist, sorgt aktuell für Streit. Gegenüberstehen sich Bertelsmann-Stiftung und Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf der einen Seite sowie Berufsverband und Fachgesellschaft der Frauenärzte auf der anderen Seite. Die Frauenärzte werfen dem IQWiG vor, auf dem Portal für leicht verständliche Gesundheitsinformationen „www.gesundheitsinformation.de“ auf Grundlage veralteter Studien eine kritische Haltung zu der Frage einzunehmen. „Dieser Vorwurf entbehrt jeder Grundlage“, hat das IQWiG die Kritik am Donnerstag (7. November) deutlich zurückgewiesen.
„Auf Basis der aktuell vorliegenden Studien muss man sagen: Die Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung verbessert die Heilungschancen nicht“, erneuert IQWiG-Leiter Jürgen Windeler in der Mitteilung die Haltung seines Instituts. Die deutschen Frauenärzte fordert er auf, für entsprechende Evidenz zu sorgen, sollten sie dies anders sehen.
Die Bertelsmann-Stiftung hatte kurz zuvor die Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke zur Früherkennung als ein Beispiel für die Überversorgung im deutschen Gesundheitswesen benannt – mit Bezug auf die Quelle www.gesundheitsinformation.de. Bei Frauen ohne Risiko berge die Untersuchung eine erhebliche Gefahr für falsch-positive Befunde und unnötige Operationen; nur bei etwa 10 Prozent der operierten Frauen läge tatsächlich Eierstockkrebs vor. Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) haben daraufhin kritisiert, dass die vom IQWiG bereitgestellte Gesundheitsinformation sei überholt. Nach neuen Studien werde bei jeder zweiten Operation der Eierstöcke nach verdächtigen Ultraschallbefund eine bösartige Veränderung gefunden.
Aber: „Diese Aussage bezieht sich auf eine Studie, die die Erfahrungen einer einzelnen brasilianischen Klinik mit 131 Frauen beschreibt“, unterstreicht das IQWiG nun. „Wir sind offen gesagt erschrocken, dass das Board der Frauenärzte diese Studie anführt, um die Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien mit über 200.000 Frauen infrage zu stellen.“