Die meisten Menschen haben ein "gutes" bis "sehr gutes" Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt. Das geht aus der Befragung von mehr als 6.100 Versicherten hervor, die die Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassen-ärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gemacht hat. Ähnlich gut beurteilten die Befragten die Fachkompetenz (93 Prozent), Freundlichkeit (96 Prozent) und Verständlichkeit der Erklärungen (92 Prozent).
Die Hälfte (54 Prozent) fände es grundsätzlich sinnvoll, vor dem Facharzt immer erst einen Hausarzt anzusteuern. Wenn dies spürbar den Beitrag zur Krankenversicherung senken würde, wären dazu 65 Prozent der gesetzlich versicherten Befragten bereit.
In einer zweiten Studie ging die KBV in qualitativen Fokusgruppen durch das Beratungsunternehmen "Patientenprojekte" noch weiter in die Tiefe. Hier zeigte sich, dass viele der Teilnehmer ohnehin ihren Hausarzt als erste Anlaufstation aufsuchen. Das Ergebnis überrascht den Bundesvorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, nicht: "Es ist keine neue Erkenntnis, dass ein großer Teil der Patienten es für sinnvoll erachtet, bei allen gesundheitlichen Beschwerden immer zunächst ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt aufzusuchen. Wir sehen dies eindrucksvoll an den seit Jahren kontinuierlich steigenden Teilnehmerzahlen an den Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) und das, obwohl einige Krankenkassen, IT-Anbieter und auch Kassenärztliche Vereinigungen (KV) sich mit Haut und Haaren gegen diese bessere Form der Versorgung wehren.
Aktuell nehmen knapp 4,1 Millionen Versicherte an den Verträgen der Hausärzteverbände teil – und das vollkommen freiwillig! Wissenschaftliche Evaluationen zeigen, dass diese Patienten besser versorgt werden und die Krankenkassen gleichzeitig Kosten sparen können."
Wer eine vernünftige Koordination der Versorgung der Patienten möchte, muss die HZV-Verträge stärken und ausbauen, findet Weigeldt. Die Vorschläge der KBV, dass im Zweifel auch andere niedergelassene Fachärzte die Koordination übernehmen können, seien jedoch eine Gefahr für die Qualität der Versorgung (wir berichteten in Der Hausarzt 7/2016).
Gerade Chroniker leiden häufig nicht nur an einer einzelnen Erkrankung, sondern an mehreren gleichzeitig. Und nur Hausärzte sind qualifiziert, mehrere Beschwerden aus unterschiedlichen medizinischen Fachgebieten in Bezug zueinander zu setzen, zu behandeln und bei Bedarf die Koordination der Versorgung mit Fachärzten und Krankenhäusern zu übernehmen, betont der Bundesvorsitzende. (red)