Berlin. „Nicht nur der Fiebersaft ist Mangelware, auch die Fachkräfte…“, erklärt Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe (vmf). Der Fachkräftemangel bei den Medizinischen Fachangestellten (MFA) sei bereits deutlich zu spüren.
Das bestätigt auch Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes: „Schon jetzt ist es für viele Praxisinhaberinhaberinnen und Praxisinhaber schwer bis unmöglich, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden,“ sagte er am Dienstag (7.2.) im Vorfeld einer Protestaktion.
Woran liegt das? Den MFA stecke noch die Pandemie in den Knochen, so König, schon kämen neue Belastungen hinzu. So sei die Neupatientenregelung so verändert worden, dass die MFA nun die Diskussionen mit den Patienten führen müssten, wenn keine Termine frei seien bzw. Versicherte wegen überlasteter Praxen keinen Termin bekommen würden. Die MFA seien am Limit, warnt der vmf.
Bundesregierung sollte ihr Versprechen halten
Die Leistungen der MFA seien von der Politik mehrfach beim Corona-Sonderbonus ignoriert worden. Jetzt belasteten die steigenden Energiekosten und die hohe Inflationsrate, denn mit mittleren Bruttoentgelten zwischen 2.269 und 2.655 Euro in Vollzeit, so der Entgeltatlas der Agentur für Arbeit, seien MFA durch die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln besonders betroffen, ein selbstständiges Leben sei kaum möglich.
Während Tariferhöhungen bei Pflegekräfte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen automatisch durch den Staat refinanziert würden, gebe es diesen Mechanismus im niedergelassenen Bereich nicht, macht König aufmerksam. Hier flössen die ausgehandelten Gehaltssteigerungen erst mit erheblicher Verzögerung nur zum Teil – und dann unbestimmt über Punktwerte – in die Honorare der Arbeitgeberseite.
Vorschlag: Honorarzuschlag für das Praxisteam
König betont: „Wenn die Bundesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag halten und auch Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte als Gesundheitsberufe stärken will, dann muss es hier schnell eine Änderung geben. Dafür gehen wir wieder auf die Straße.“
Der Deutsche Hausärzteverband unterstützt den Protest des vmf ausdrücklich. „Um der Personalnot Einhalt zu gebieten, müssen die Leistungen unserer Mitarbeitenden endlich angemessen im Honorarsystem abgebildet werden, etwa über einen adäquaten Zuschlag für Praxisteams. Das würde die Patientenversorgung stärken, die Attraktivität des Berufs steigern und wäre für unser Gesundheitssystem günstiger als die aktuellen Gedankenspiele um Gesundheitskioske und Co,” unterstreicht Beier.
Mit der Weiterbildung zur Versorgungsassistenz in der Hausarztpraxis (VERAH®) und der Möglichkeit, den Studiengang Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement zu absolvieren, seien die Hausärztinnen und Hausärzte bereits vorangegangen, fügt Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Erste stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, hinzu.
Für eine zukunftsfeste Patientenversorgung
So könnten die Mitarbeitenden in den Praxen mehr Verantwortung übernehmen – das Berufsbild gewinne an Attraktivität. Buhlinger-Göpfarth: „Das stärkt neue Formen der Zusammenarbeit unter dem Dach der Hausarztpraxis, muss in unserem Honorarsystem aber endlich auch entsprechend abgebildet werden. Eine Investition in unsere Praxisteams, die die Praxen entlasten und die Patientenversorgung zukunftsfest machen wird.“
Die Aktion findet am 8. Februar 2023 von 13:30 bis 16:00 Uhr auf der Freifläche vor dem Brandenburger Tor am Pariser Platz in Berlin statt, teilt der vmf mit. red