Nach ca. 20-jähriger Tätigkeit als Anästhesistin habe ich mich 2013 für den Quereinstieg zum Erwerb des Facharztes für Allgemeinmedizin entschieden. Der klinische Teil wurde mir komplett angerechnet, so dass noch zwei Jahre Tätigkeit in einer Weiterbildungspraxis ausstanden. Eine sehr kompetente Praxis (Dr. Herrmann und Schreyeck in Reutlingen) war schnell gefunden, der Vertrag unterschrieben und los ging’s.
Aber schon vor dem ersten Tag hatte ich viele Fragen: Sind der Vertrag und die Vergütung ok, die Tage zur Fortbildung ausreichend, welche Lehrbücher haben sich bewährt? Auch der Erwerb der Psychosomatischen Grundversorgung stand aus.
Durch Zufall entdeckte ich das Mentorenprogramm des Hausärzteverbandes, schrieb Dr. Mühlenfeld aus Bremen an, ob er noch Valenzen hätte, und erhielt sofort eine Zusage. Nach einer ersten Mail kamen wir kurz darauf telefonisch in Kontakt. Wir vereinbarten, regelmäßig alle drei Monate zu telefonieren. Das hat sich sehr bewährt, weil auch Fragen auftauchten, die man schlecht per Mail beantworten konnte. Dr. Mühlenfeld gab mir die Sicherheit, auf dem „Rechten Weg zu sein“. Auch sei meine Unsicherheit im Praxisalltag hinsichtlich optimaler Behandlung und dem Umgang mit schwierigen Patienten ganz normal. Das würde auch „ alte Hasen“ immer wieder umtreiben.
Für zwei Tipps bin ich ihm besonders dankbar: Zum Einen der Hinweis auf den Allgemeinmedizinischen Listserver(ein virtueller landesweiter Stammtisch für Allgemeinmediziner). Dort werden Fragen aus der allgemeinärztlichen Praxis diskutiert. Zum Anderen die Empfehlung der Fortbildungsveranstaltung practica in Bad Orb, die ich seit Beginn meiner Ausbildung jedes Jahr besucht habe.
Da ich das Glück hatte, in einer absoluten Vorzeigepraxis zu landen, mit optimalem Teaching, regelmäßigen Fallbesprechungen und Teamsitzungen sowie Freistellung zu Fortbildungen, hatte ich fachlich wenig Fragen an meinen Mentor. Trotzdem war ich neugierig, wie andere Praxen mit medizinischen und organisatorischen Schwierigkeiten umgehen. Im letzten Jahr konnte ich während meines Urlaubsaufenthalts an der Nordsee bei Dr. Mühlenfeld hospitieren. Das war sehr interessant und lehrreich. Ich konnte neue Ideen mitnehmen und auch gleich anwenden.
Mittlerweile bin ich fast am Ende meiner Weiterbildung angelangt und deshalb traten andere Fragen in den Vordergrund: Was muss man bei einer Praxisübernahme alles bedenken hinsichtlich Lage, Ausstattung, Finanzierung. Soll ich’s wirklich wagen, mich selbständig zu machen? Auch dies haben wir diskutiert und zur Komplettierung der Fragen hat mich Dr. Mühlenfeld an einen kompetenten Kollegen verwiesen, der sich mit dieser Fragestellung beschäftigt und auch Fortbildungen zu diesem komplexen Thema abhält (beispielsweise auf der practica in Bad Orb).
Meiner Erfahrung nach ist das Mentoring-Programm eine rundum gelungene Sache, und ich kann jedem nur empfehlen, sich einen Mentor oder eine Mentorin zur Unterstützung auszusuchen.
Liste mit niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, die als Mentoren zur Verfügung stehen.. Inklusive Anmeldemöglichkeit für Ärztinnen und Ärzte, die sich als Mentoren zur Verfügung stellen möchten.