Es sind Zahlen, die Bauchschmerzen verursachen: Wenn sich keine Nachfolger finden, gibt es in Löhne in zehn Jahren statt 13 nur noch acht Hausärzte. Und das bei steigender Bevölkerungszahl. So dramatisch wie in der 40.000-Einwohner-Stadt im Kreis Herford in Ostwestfalen-Lippe ist die Entwicklung in kaum einer anderen Kommune in NRW.
Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe und die Stadt Löhne suchen deshalb nach Wegen aus der Misere und haben dem drohenden Ärztemangel den Kampf angesagt. Bei einer gemeinsam organisierten Podiumsdiskussion ging es am 5. April in der örtlichen Musikschule um Möglichkeiten, mehr niedergelassene Mediziner in Löhne anzusiedeln. Anke Richter, 1. Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe und selbst niedergelassene Internistin im benachbarten Bad Oeynhausen, führte als Moderatorin durch den Abend und fühlte den Experten aus Politik und Gesundheitswesen auf den Zahn.
Ansgar von der Osten (Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe), Boris Brandes (AOK Bünde), Dr. Carl-Hans Biedendieck (Deutscher Hausärzteverband), Landrat Jürgen Müller und Bürgermeister Bernd Poggemöller stellten sich ihren Fragen. In einer konstruktiven Diskussion trugen sie Ideen zusammen, die Medizinern die Angst vor der Niederlassung nehmen sollen.
Zusammenarbeit, etwa in Gemeinschaftspraxen oder medizinischen Versorgungszentren, könnte ein Ansatz sein. Auch die Möglichkeit, eine Hausarztpraxis durch die öffentliche Hand betreiben zu lassen, soll ausgelotet werden. So könne das finanzielle Risiko für Berufseinsteiger reduziert werden, sagte Landrat Jürgen Müller. Wenn die Praxis laufe, könne den Betreibern dann ein Kaufangebot unterbreitet werden. Zudem will die Kassenärztliche Vereinigung durch einen Strukturfonds finanzielle Anreize für die Ansiedlung von Hausärzten schaffen und zinsgünstige Darlehen zur Verfügung stellen. Löhne sei die erste Stadt in Westfalen-Lippe, in der dieses Programm angeboten werde, so Ansgar von der Osten.
Ein erster Interessent meldete sich direkt während der Podiumsdiskussion zu Wort. „Ich kann mir vorstellen, mich in Löhne als Hausarzt niederzulassen“, sagte ein angehender Facharzt für Allgemeinmedizin aus dem Publikum. Anke Richter freute sich über diese positiven Signale. Sie zeigten, dass die Initiative der Stadt und des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe der richtige Weg sei. „Es gibt hier Chancen auf eine Verbesserung“, so ihr Fazit. „Wir konnten ein Zeichen setzen.“
Weitere Informationen erhalten interessierte Allgemeinmediziner bei Martina Vortherms von der Stadt Löhne unter Tel.: (05732) 100-632 oder per E-Mail unter m.vortherms@loehne.de oder bei der Geschäftsstelle des Hausärzteverbandes Westfalen Lippe unter Tel.: (02303) 94292-0 oder per E-Mail unter LVWL@hausaerzteverband.de