Aus der Praxis gemobbt
Betreff: „ABC zur Praxisabgabe“, HA 19, 20.11.15, S. 20
Ich habe eine Ergänzung zu Ihrem Artikel. Ich hatte das Glück, einen Nachfolger gefunden zu haben. In der Annahme, es sei
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a) für ihn hilfreich, die Patienten ihm mehr und mehr „zuzuführen“ und
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b) für mich ein leichterer Ausstieg,
ließ ich mich für geplante 3,5 Jahre mit 20 Wochenstunden bei ihm anstellen. Doch nach 2,5 Monaten wurde mir unter fadenscheinigen Gründen (ich sollte gestohlen haben…) fristlos gekündigt. So konnte ich mich nicht einmal von meinen langjährig betreuten Patienten verabschieden -und sie nicht von mir. Bei dem mir gegenüber verhängten Praxisverbot war es mir nicht einmal möglich, meine in der Praxis verbliebenen persönlichen Sachen abzuholen.
Auf Nachfrage bei der Landesärztekammer erfuhr ich, dass ein solches Vorgehen bisher nicht bekannt geworden sei. Aber es sei schon des öfteren vorgekommen, dass der „Abgeber“ durch den „Nachfolger“ so lange gemobbt worden ist, dass ersterer das Handtuch werfen musste.
Also mein ganz persönlicher Rat: Praxisabgabe und Schluss! Sollte man sich noch ärztlich betätigen wollen, gibt es trotzdem Möglichkeiten. Sicher gibt es auch positive Beispiele bei ähnlichen Konstellationen. Aber wenn man sich in dem Menschen täuscht, gibt es eine Unmenge Ärger!
Leser/in ist Redaktion bekannt
Ermutigende Rückmeldung
Betreff: Serie Heilsam, HA 11 bis 16/2015
Sehr geehrte Frau Dr. von Berg, es ist mir zum Jahresende ein Bedürfnis, dafür zu danken, dass Sie meinem Buch Heilsam eine Bühne gegeben haben. Ich habe ermutigende Rückmeldungen von Kollegen und Kolleginnen erhalten und ich hoffe auf weiteren fachlichen Austausch in der Zukunft.
Horst Schüler, Münster
Eine Zumutung
Betreff: „Statinunverträglichkeit – was tun?“, HA 20, 15.12.15, S. 4
Es ist mir absolut unverständlich, wie Sie in einer Zeitschrift für den Hausarzt einem LDL-Senkungsfetischisten freien Lauf lassen, der absolut gegen die Richtlinien der DEGAM Ezitimib empfiehlt, obwohl dieses Präparat evidenzbasiert keinen Vorteil bietet. Solch ein Artikel ist eine Schande! Kennzeichnen Sie zukünftig solch einen Arti-kel als Werbung, aber für Qualitätszirkelmoderatoren und alle, die die Studienlage kennen, ist er eine Zumutung!
Helmut Horn, Schiltach
Dilemma bei Depression
Betreff: „Neuauflage der Leitlinie Depression“, HA 20, 15.12.15, S. 12
„Drei Viertel der Erkrankten erhalten keine Behandlung.“ Wieso? Die Erklärung findet sich in dem im selben „Der Hausarzt“ angeführten Paria-Dasein der Hausärzte seitens der KBV und der BÄK. Den Hausärzten wurde diese Kompetenz systematisch genommen in den letzten 30 Jahren. Es gab einmal Psychiatrieziffern für Hausärzte, die Psychosomatikziffern strich man später auch noch, aber damals waren schon die Auswirkungen zu deutlich und man führte sie in Schmalspurform flugs wieder ein. Die neue Leitlinie „Depression“, ein wahres Monstrum mit 251 Seiten, ist mit ihren diffusen und teilweise widersprüchlichen Litaneien hochwissenschaftlich völlig verstiegen, nicht für Hausärzte brauchbar. Eigentlich widmet sich dieses Machwerk, wie auch der große Rest der „Schulmedi-zin“, dem Problem erst, „wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, also die Chronifizierung bereits geschehen ist. Wo bleibt hier das Individuum Patient?
Rechtzeitig erkennen und von Anfang an gut behandeln, wenn etwas im Leben des Patienten „aus dem Ruder läuft“, können nur wir Hausärzte. Man müsste uns aber lassen, uns dafür schulen und fair bezahlen, Milli-arden könnten so gespart werden. Die Behandlungen psychischer Probleme sind urmenschlich und gar nicht schwer, es kann sogar Spaß machen. Die hausärztliche Domäne der Möglichkeiten zur ständigen direkten Interaktion, der Aufbau langfristiger empathischer therapeutischer Bündnisse, das verständnisvolle Zuhören ist der Schlüssel zur Hilfe. Anfänglich sind wöchentliche Termine mandatorisch, nicht ein Rezept über Antidepressiva und „kommen Sie in vier Wochen wieder“.
Begreift endlich: Der Hausarzt ist prädestiniert, die Basisversorgung psychischer Erkrankungen richtig und vor allem frühzeitig zu leisten, besonders durch seine Unmittelbarkeit zum Patienten, er kennt jeden und seine Verhältnisse. Es muss nicht betont werden, dass hier dringend reichlich Fortbildungen organisiert werden müssten, um vor allem Jüngere heranzuführen. Aber unser Milliardenschlucker „Schulmedizin“ wird sich nicht selbst ändern. Nur wenn endlich Politiker das Dilemma begreifen würden und Maßnahmen ergreifen, die Hausärzte entsprechend aufzurüsten, käme es über Jahre zu Verbesserungen.
Realistisch ist: Es gibt keine Hoffnung auf Änderung. Das Elend und die Anzahl der psychisch Kranken werden sich weiter ständig vergrößern und der „Deutsche Michel“ zahlt die steigende Zeche.
Udo Saueressig, Lobbach
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