Berlin. Das Problem der Wartezeit auf einen Arzttermin ist bei Fachärzten deutlich gravierender als bei Hausärzten. Das unterstreicht die am Freitag (16. August) veröffentlichte Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Sogar mehr als drei Wochen Geduld haben musste demnach fast ein Drittel (30 Prozent) der Befragten bei einer Terminanfrage beim Facharzt – vornehmlich Frauenärzten und Kardiologen. Beim Hausarzt geht es dagegen meist schnell: Sofort einen Termin bekamen nach eigenen Angaben 37 Prozent der Befragten, nur bei vier Prozent dauerte es mehr als drei Wochen.
Erstmals fragten die Meinungsforscher in der jährlich stattfindenden Befragung die Bürgerinnen und Bürger danach, wie dringend sie selbst ihren letzten Arztbesuch einschätzten. Zwei Drittel stuften diesen als dringend oder sehr dringend ein – unabhängig davon, aus welchem Grund er erfolgte. Auch Anlässe wie eine Vorsorgeuntersuchung oder eine Impfung empfanden 36 Prozent der Befragten noch als eilig oder sehr eilig. „Die ‚gefühlte‘ Dringlichkeit ist in vielen Fällen höher als die tatsächliche – auch wenn das aus medizinischer Sicht nicht angebracht ist“, sagte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV.
Für die Analyse befragte die Forschungsgruppe Wahlen den Angaben zufolge vom 11. März bis 29. April telefonisch 6011 Menschen ab 18 Jahren.
Unterschiede zwischen Stadt und Land
Auffälligkeiten in puncto Wartezeit zeigten sich demnach bei der Frage nach dem Wohnort. Bei kleineren Orten mit weniger als 5000 Einwohnern ging es beim Hausarzt am schnellsten. 42 Prozent bekamen sofort einen Termin, in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern waren es 35 Prozent. Bei Fachärzten, die auf dem Land seltener sind, mussten in kleineren Orten 35 Prozent länger als drei Wochen warten – in Großstädten waren es 25 Prozent.
Unterschiede nach Art der Krankenversicherung werden weiterhin vor allem bei langen Wartezeiten beim Facharzt deutlich. Mehr als drei Wochen Geduld bis zum Termin mussten 33 Prozent der gesetzlich Versicherten haben – und nur 18 Prozent der Privatpatienten. Das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) hat zum Ziel, diese Diskrepanz zu lösen.
“Ressource Arzt” wird knapper
KBV-Chef Dr. Andreas Gassen begründet das Problem der Wartezeiten mit der knapper werdenden „Ressource Arzt“. So ist in den letzten zwei Jahren auch der Anteil derjenigen, die angaben, nicht genügend Hausärzte in Wohnortnähe zu haben, von 22 Prozent auf 27 Prozent gestiegen. Bei den Fachärzten ist der Anteil von 43 auf 44 Prozent gestiegen.
„Obwohl die Arztzahlen absolut gesehen steigen, führt dies nicht automatisch zu einer besseren Versorgungssituation. Jüngere Ärztinnen und Ärzte bevorzugen vermehrt Angestelltenverhältnisse und Teilzeitarbeit. Das hat Auswirkungen auf ihre Verfügbarkeit in der Praxis“, sagte Hofmeister.