„Freie Entscheidung für freie Bürger! Damit Sie auch in Zukunft den Arzt Ihres Vertrauens wählen dürfen.“ Mit dieser Botschaft macht der Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands (SpiFa) Front gegen die Bürgerversicherung und indirekt gegen Hausärzte.
Genauer gesagt ist es dem SpiFa ein Dorn im Auge, dass mit der Bürgerversicherung langfristig wohl auch ein Primärarztsys tem etabliert würde, in dem Patienten immer zuerst ihren Hausarzt konsultieren. Die Bürgerversicherung gefährde die freie Arztwahl, sagte der Verbandsvorsitzende Dr. Dirk Heinrich bei der Vorstellung der Kampagne. Seit August verschickt der Verband verschiedene Plakate, die Fachärzte in den Wartezimmern aufhängen sollen – die Aktion sei aber keine Wahlempfehlung. Millionen von Patienten suchten jeden Tag direkt ihren Spezialisten auf, sagte Heinrich, der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde ist. „Wenn alle, die Ohrensausen oder ein Brennen beim Wasserlassen verspürten, den Hausarzt anlaufen würden, bräche das System zusammen“, befürchtete er. Schon jetzt beklagten sich Patienten, dass sie beim Facharzt lange auf einen Termin warten müssten, verwies Heinrich auf ein Ergebnis der KBV-Versichertenbefragung.
Um den Engpass zu beseitigen, will der SpiFa auch Spezialisten als Primärversorger etablieren. Nicht einleuchtend ist es aber, wie dann Spezialisten zusätzlich noch Patienten mit „Ohrensausen oder Brennen beim Wasserlassen“ behandeln sollen – wenn doch Termine eh schon schwer zu bekommen sind.
Die Lösung scheint wie so oft die Vergütung zu bringen, plädiert der SpiFa doch dafür, die Budgetierung abzuschaffen. Denn das führe zu den Wartezeiten: Spezialisten bekämen knapp ein Drittel ihrer Leistungen nicht vergütet. Natürlich würden sie die Patienten zwar behandeln, aber eben weniger Termine anbieten, so Heinrich.
Als „nicht durchdacht“ bezeichnet der Deutsche Hausärzteverband das Konzept. „Würden Gebietsfachärzte die Primärversorgung übernehmen, wäre das eine echte Gefahr für die Versorgungsqualität. Denn Sie sind hierfür nicht weitergebildet“, sagt Pressesprecher Vincent Jörres. Stattdessen brauche es ein freiwilliges, hausärztliches Primärarztsystem wie die Hausarztverträge: „Das entlastet auch die Fachärzte!“