Ob Hausarztpatienten ein Screening auf Depression nutzt oder eher schadet, ist noch unklar. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nach Auswertung von Studien. Weder für den Endpunkt Suizid noch für die Häufigkeit und Schwere der Symptome von Depressionen hat das Institut einen Nutzen oder Schaden ableiten können. "Denn entweder unterschieden sich die Ergebnisse zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern des Screenings gar nicht oder die Unterschiede waren zu gering, um medizinisch relevant zu sein", begründet das Institut.
Die Wissenschaftler haben sieben prospektiv geplante Interventionsstudien analysiert. Diese verglichen jeweils Teilnehmer, die einen Screeningfragebogen ausfüllten und, wenn nötig, gegen Depression behandelt wurden, mit einer Gruppe ohne Test. Unerwünschte Ereignisse des Screenings wie eine Stigmatisierung oder Nebenwirkungen einer Behandlung mit Psychopharmaka wurden nicht dokumentiert.
Fünf Studien stammten aus Japan, je eine aus Kanada und den USA, die in einem hausärztlichen Setting erfolgten. Nur die japanischen Studien erfassten die Häufigkeit von Selbsttötungen – die Ergebnisse lassen sich laut IQWiG allerdings nur eingeschränkt auf Deutschland übertragen. Denn in Japan lägen die Suizidraten aus kulturellen Gründen per se deutlich höher als in Deutschland.
Nun bittet das IQWiG um Stellungnahmen zu seinem Vorbericht, bevor es den Abschlussbericht an den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) schickt.