Die Gabe von Glukokortikoiden wie Kortison zeigt bei der Behandlung eines Hörsturzes bisher keinen Effekt. Zu diesem Ergebnis kommen Experten des IGeL-Monitors, dessen Auftraggeber der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) ist.
Für die Behandlung des Hörsturzes gibt es viele Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. Eine davon ist die Gabe von Glukokortikoiden. Das Team des IGeL-Monitors ging der Frage nach, was man aktuell über Nutzen und Schaden der systemischen, Glukokortikoid-Gabe beim Hörsturz weiß.
Ergebnis: Die analysierten zwei Übersichtsarbeiten (mit mehreren Einzelstudien; eine dritte Meta-Studie wurde ausgeschlossen) kämen übereinstimmend zu dem Schluss, dass die bislang vorliegenden Studien keinen Effekt der Behandlung zeigen. Auch auf mögliche Nebenwirkungen gingen die Arbeiten so gut wie nicht ein. Da die Glukokortikoid-Therapie nur wenige Tage dauere, seien Nebenwirkungen zwar kaum zu erwarten, aber ausschließen könne man sie nicht, teilt der MDS mit. Insgesamt bewertet der IGeL-Monitor „Glukokortikoide beim Hörsturz“ deshalb als „tendenziell negativ“. Die Bewertung beziehe sich aber nur auf die systemische Gabe mittels Tabletten oder Infusionen.
Der Hörsturz ist für Mediziner höchst rätselhaft: Bei der Frage, warum jedes Jahr tausende Menschen in Deutschland plötzlich auf einem Ohr schlecht hören, manchen dabei schwindelig wird, andere ein Pfeifen hören oder ein Druckgefühl verspüren, tappt die Wissenschaft im Dunkeln.
Weitgehend unklar ist ebenso, was beim Hörsturz eigentlich passiert. Entsprechend wenige Anhaltspunkte haben Ärzte für eine Therapie. Bei den meisten Patienten ist eine Behandlung gar nicht sinnvoll, da sich die Beschwerden von alleine wieder bessern, so der MDS.