Dass Frauen von Männern etwas lernen können, hat Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth früh erkannt. Das aus ihrer Sicht beste Beispiel: Netzwerken. “Unter Männern gibt es viele berufliche und berufspolitische Netzwerke”, sagt sie. Innerhalb dieser sei es üblich, Verbündete zu fördern, Kollegen um Rat zu fragen, sich für die eigene Karriere zu positionieren. Davon können auch Frauen profitieren – doch Angebote fehlen oft. Auch, weil das bewusste Netzwerken oft nicht der “weiblichen Denkweise” entspreche, beobachtet Buhlinger-Göpfarth.
Gemeinsam mit anderen engagierten Frauen hat sie deshalb das Forum Hausärztinnen im Deutschen Hausärzteverband gegründet. Vier Frauen saßen beim Gründungstreffen Ende 2016 beisammen, erinnert sich Buhlinger-Göpfarth: Dr. Leonor Heinz, heute Sprecherin des Forums Weiterbildung, Monika Buchalik, dritte Vorsitzende des hessischen Hausärzteverbands,
und Sandra Cassisi als Vertreterin des Deutschen Hausärzteverbands.
Verbündete helfen auf dem Weg
Seither hat sich das Forum weiter professionalisiert. Die inzwischen 14 Ärztinnen aus 14 Landesverbänden setzen sich für ein stärkeres Gewicht von Frauen in der Berufspolitik ein: So war der Beschluss zur Parität im Bundesvorstand der bislang größte Erfolg (S. 20). Als Sprecherin positioniert Buhlinger-Göpfarth das Forum gemeinsam mit Dr. Jana Husemann, Vorstandsmitglied in Hamburg, darüber hinaus in der Außenwirkung: Zuletzt haben sie einen eigenen Twitter-Account gegründet und treiben die Vernetzung in die Politik voran. Für angehende Ärztinnen stellt das Forum Kontakt zu Mentorinnen des Coaching-Programms her, das das Forum anbietet (“Der Hausarzt”19/18 oder https://hausarzt.link/pPkaw).
“Verbündete zu haben, kann helfen, immer wieder die Frage zu prüfen: Liege ich noch auf dem richtigen Weg?”, weiß Buhlinger-Göpfarth. Das gelte auch für den Praxisalltag: Seit 2002 ist die heute 50-Jährige in einer Gemeinschaftspraxis niedergelassen. Seit zehn Jahren ist sie darüber hinaus Lehrbeauftragte der Uni Heidelberg und forscht aktuell zur Versorgung chronisch Kranker.
Vorbild für Hausärztinnen
Ihre Vorbildfunktion will Buhlinger-Göpfarth nicht nur berufspolitisch, sondern auch gesamtgesellschaftlich und privat verkörpern. Ihren Töchtern – Buhlinger-Göpfarth ist Mutter von zwei Mädchen und einem Jungen – will sie etwa gezielt “Frauenpower” mit auf den Weg geben. “Ich möchte meine Töchter lehren, sich nicht alles von Männern erzählen zu lassen, sondern Gedanken selber zu überprüfen”, sagt sie selbstbewusst.
Dabei hat sie – Stichwort Überprüfen – durch ihr berufspolitisches Engagement selber viel dazu gelernt: “Sich in Satzungen und Geschäftsordnungen einzulesen, kann anstrengend sein, aber es ist wichtig und hilft”, sagt sie heute. Ein Beispiel: Für die Idee eines Forums erntete sie – ganz frisch zur Delegierten gewählt – zunächst auch Widerstand. “Heute würde ich ein gut vorbereitetes Konzept vorstellen und einen entsprechenden Antrag in einer Sitzung einbringen”, sagt sie mit einem Schmunzeln.
Nun erwartet Buhlinger-Göpfarth mit Spannung die nahende Wahl. “Das Forum Hausärztinnen unterstützt ausdrücklich die weiblichen Kandidatinnen, um die Parität auch Realität werden zu lassen.” Nicht zuletzt, weil Frauen ihrer Meinung nach Politik aus einem anderen Blickwinkel betrachten.