Die Vision einer rein digitalen Arzt-Patienten-Beziehung erhält eine klare Absage – gleichwohl müssen sich Hausärzte an die Spitze der Digitalisierung der medizinischen Versorgung setzen, um aktiv dafür einzutreten, dass der Patient weiter ein “echtes”, empathisches Gegenüber hat, und um das Feld nicht Industrie und Versicherungswirtschaft zu überlassen.
Mit diesen Forderungen hat Dr. Thomas Assmann, Hausarzt aus Lindlar bei Köln und Protagonist der Telemedizin, als Gast des 33. Saarländischen Hausärztetags eine teils hitzige Diskussion entfacht.
Zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft und Ärzteschaft hatten bereits beim Grußwort der saarländischen Gesundheitsministerin, Monika Bachmann (CDU), einen Eindruck davon bekommen, welche herausragende Bedeutung die Digitalisierung auch für die Arbeit der Hausärzte in den kommenden Jahren haben wird. Die Digitalisierung beschrieb die Ministerin als Herausforderung und Chance für die medizinische Versorgung im Saarland und darüber hinaus.
Mit dem Thema “Hausarzt 2022 – on/offline” hatte der Saarländische Hausärzteverband die Digitalisierung in diesem Jahr bewusst in den Fokus gerückt.
In der abschließenden Podiumsdiskussion, in der neben Assmann auch Dr. Eckhart Rolshoven, Vorstandsmitglied der Ärztekammer, und Medizinrechtsanwalt Sven Lichtschlag-Traut sprachen, wurden vor allem juristische Fragen zur Aufhebung des ausschließlichen Fernbehandlungsverbots sowie kritische Einsichten in die elektronische Patientenakte und die Versorgungssteuerung durch Patienten-Apps wie “Vivy” (“Der Hausarzt” 20/2018) kritisch mit dem Publikum diskutiert.
Ein Fazit: Das elektronische Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bergen noch dermaßen viele Unwägbarkeiten, dass vor deren Einführung noch ein ausführlicher Findungsprozess sinnvoll erscheint.