Als ich vor nunmehr neun Jahren der regionalen Tageszeitung den Rücken kehrte, so lag dies auch in den schlechten Arbeitsbedingungen vieler Medienhäuser begründet: unbezahlte Überstunden, Wochenenddienste, immer höhere Anforderungen bei immer schlechterem finanziellem Auskommen. Seither schreibe ich für Sie als Hausärztinnen und Hausärzte.
Und auf der Basis regelmäßiger Gespräche, Praxisbesuche und Rückmeldungen an unsere Redaktion kann ich sagen: Auch Ihre Arbeitsbedingungen verschärfen sich zunehmend. Termine im Fünf-Minuten-Takt, unverschämte Patientenwünsche, ein täglich steigender Versorgungsdruck (siehe Artikel “Protest hat viele Gesichter“): Von einer “Krise” der hausärztlichen Versorgung zu sprechen, ist keinesfalls eine Übertreibung.
Dass viele von Ihnen sich an den aktuellen Protesten beteiligen, ist ein bedeutendes Zeichen. Zumal Protest gleich welcher Form für Hausärzte – die per Berufsstand ja kein Streikrecht haben – seit jeher nur äußerstes Mittel war.
So deutlich sich beispielsweise der Hausärztinnen- und Hausärzteverband in den vergangenen 60 Jahren für die hausärztlichen Interessen eingesetzt hat und auch heute Praxen zu mehr Gehör verhilft, so sehr war öffentlicher Protest immer nur Ultima Ratio, etwa als 2010 die Refinanzierungsklausel für die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) eingeführt werden sollte. Leichtfertig die eigene Praxis schließen, das ist keine hausärztliche Art.
Zu bedeutend ist das eigene Berufsethos – und die Sorge, dass echte Notfälle betroffen sein könnten, wenn die Praxis geschlossen bleibt. Sollte die Politik ihr Zeitspiel bei der Unterstützung der hausärztlichen Versorgung – trotz vorliegender Lösungskonzepte – aber weiter fortsetzen, könnten Hausärztinnen und Hausärzte nichtsdestotrotz weitere Schritte in Erwägung ziehen, wie die Stimmen aus der Praxis zeigen. Auch wir Journalisten mussten mitunter leere Seiten erscheinen lassen, um auf die Bedeutung unserer Arbeit hinzuweisen.
Nun jedoch ist es zunächst Zeit, die Praxistüren ganz regulär und glücklicherweise nur vorübergehend zu schließen. Im Namen der gesamten “Hausarzt”-Redaktion wünsche ich Ihnen und Ihren Teams friedvolle und vor allem erholsame Feiertage,
Ihre
Jana Sauer
Stellvertretende Chefredakteurin “Der Hausarzt”