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NiedersachsenHausärzte und Politiker ziehen an einem Strang

Mehr Medizinstudienplätze, Stärkung der Hausarztverträge, mehr Zeit für Patienten und weniger für Formulare: Der Hausärzteverband Niedersachsen und Landespolitiker sind sich einig, welche Weichen jetzt gestellt werden müssen.

Diskutieren mit den Hausärzten über die medizinische Versorgung in Niedersachsen im Jahr 2030: Die Landtagsabgeordneten Sylvia Bruns (FDP, von rechts nach links), Volker Meyer (CDU), Moderator Dr. Matthias Berndt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Niedersachsen, Stefan Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen) und Stephan Bothe (AfD).

Lüneburg. Nur mit kurz- und langfristigen Maßnahmen gemeinsam kann es gelingen, den steigenden Bedarf an Hausärzten zu decken. Darin waren sich Hausärzte und Landtagsabgeordnete beim Politikforum auf dem Seminarkongress in Lüneburg Anfang Mai einig. „Wir brauchen mehr Studienplätze und mehr Anreize, damit die Studenten letztendlich auch den Beruf des Hausarztes ausüben“, fasste Dr. Matthias Berndt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Niedersachsen, zusammen. Derzeit wähle nur jeder zehnte Medizinstudent in Niedersachsen die Allgemeinmedizin, in Zukunft brauche man aber jeden Vierten.

„Bis Ende 2022 müssen wir unsere Kapazitäten um 200 Studenten pro Jahr erhöhen“, kündigte Volker Meyer (CDU) an. Er plädierte dafür, dass alle Studenten die Allgemeinmedizin kennenlernen müssen. Als positives Beispiel nannte er die European Medical School, die mit einem Verbund an niedergelassenen Hausärzten zusammenarbeite. „Interesse an einem Fach entwickelt sich oft erst im Studium, daher müssen wir Studierende mehr mit der Allgemeinmedizin in Berührung bringen“, sagte Meyer.

“Weniger Zeit für Formulare”

Daneben müsse aber auch der Hausarztberuf noch attraktiver werden, ist Stefan Wenzel von den Grünen überzeugt. Hausärzten müsse „mehr Zeit für Patienten und weniger Zeit für Formulare“ bleiben. Hausärzte-Chef Berndt forderte mehr Vertrauen zwischen Kassen und Ärzten, die ständigen Kontrollen seien unwirtschaftlich. Es sei eine „Schikane, wenn Ärzte rückwirkend zwei bis vier Jahre in Prüfverfahren an den Pranger gestellt werden“, so Berndt.

Grünen-Politiker Wenzel sieht die Stärkung der Hausarztzentrierten Versorgung als Ausweg. „Hausärzte können viele Probleme abschließend behandeln. Wir Politiker müssen kommunizieren, dass die teuerste Variante nicht immer die beste für Patienten ist“, erklärte Wenzel. Insgesamt müsse die Abrechnung für Ärzte einfacher werden, ergänzte Sylvia Bruns (FDP). Sie halte einen Bonus für Versicherte für sinnvoll, die einen festen Hausarzt wählen. „Die Bindung an einen Hausarzt würde viel Druck aus dem System nehmen“, pflichtete ihr Stephan Bothe (AfD) bei. „Es kann doch nicht sein, dass ein Patient zu fünf Ärzten an einem Tag rennen kann.“ Vor diesem Hintergrund plädierte er dafür, ein Primärarztsystem zu etablieren.

Quereinstieg als kurzfristige Maßnahme

Diese Maßnahmen seien alle wünschenswert und wichtig, zeigten aber erst in einigen Jahren Wirkung, sagten Hausärzte aus dem Plenum. Kurzfristiger könne etwa der „Quereinstieg in die Allgemeinmedizin helfen“, sagte Dr. Uwe Lankenfeld, Hausarzt und KV-Vorstand in Osnabrück. Er forderte die Landtagspolitiker auf, die Ärzte dabei zu unterstützen, dass eine vergleichbare Förderung für den Quereinstieg wie in Nordrhein-Westfalen auch in Niedersachsen auf den Weg zu bringen.

Ende November hat die Ärztekammer Niedersachsen ihre Richtlinie zum Quereinstieg in die Allgemeinmedizin geändert. Hausärzte-Chef Berndt sieht das als gute Chance, Mediziner anderer Fachrichtungen für eine Tätigkeit als Hausarzt zu begeistern. Kern der Richtlinie für Fachärzte ist die 24-monatige Weiterbildung in Allgemeinmedizin bei einem dazu ermächtigten Facharzt für Allgemeinmedizin anstatt der üblichen fünf- bis sechsjährigen Ausbildung für „Ersteinsteiger“. Dementsprechend hat der Hausärzteverband Niedersachsen die Webseite www.quereinstieg-allgemeinmedizin-niedersachsen.de eingerichtet mit Checklisten und Tipps.

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