Einmal in der Woche – in der Regel montags – sind Sie noch immer in der Praxis tätig. Wie ist Ihre Wahrnehmung, wo drückt der Schuh in Hausarztpraxen?
Reinhardt: Die Verdichtung in den Praxen nimmt zu. Wir müssen in der uns zur Verfügung stehenden Zeit immer mehr Patientinnen und Patienten behandeln. Sie sind oft kränker als früher, zudem nehmen Begleitprobleme, etwa psychosozialer oder sozialer Natur, zu.
Das Versorgungsgeschehen ist komplexer geworden. Das ist oft grenzwertig und kaum noch zu leisten, spätestens in einer Infektwelle.
Warum sind Gesundheitskioske kein Weg, die Praxen zu entlasten?
Gesundheitskioske können vereinzelt – in sozialen Brennpunkten und Bereichen, in denen Sozialarbeit wichtiger ist als gesundheitliche Versorgung – durchaus helfen. Tausende Gesundheitskioske in ganz Deutschland zu errichten, ist jedoch Unsinn.
Werden Gesundheitskioske als Konkurrenz zu bestehenden, funktionierenden Strukturen aufgebaut, nimmt lediglich das Gewusel im Gesundheitswesen zu.
Was sind Ihre persönlichen Ziele für Hausärztinnen und Hausärzte?
Das Interesse an und die Attraktivität der Hausarztmedizin muss weiter gestärkt werden. Wir haben zwar wieder eine steigende Zahl an Facharztanerkennungen, doch das möchte ich gern weiter fördern.
Zudem muss die Rolle des Hausarztes im komplexen Gesundheitssystem weiter gestärkt und der Wert der hausärztlichen Koordination im Gesundheitswesen sichtbar gemacht werden.