Berlin. Impfungen gehören in ärztliche Hand: Darin sind sich die ärztlichen Berufsvertreter, darunter der Deutsche Hausärzteverband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung oder die Bundesärztekammer, einig. Sie sprechen sich daher vehement dagegen aus, dass künftig auch Apotheker im ganzen Bundesgebiet gegen Grippe impfen dürfen.
Anlass dazu gibt ein Änderungsantrag von SPD, Grünen und FDP zum Entwurf des Pflegebonusgesetzes. Demnach sollen Apotheker bei der Influenzaimpfung in die Regelversorgung integriert werden. Den Antrag berät am Mittwochnachmittag der Gesundheitsausschuss im Bundestag.
Patienten gefährdet?
Die Ärztevertreter sehen in dem Vorstoß eine Gefahr für die Patientensicherheit. Hausärztechef Ulrich Weigeldt erklärt dies wie folgt: „Apotheker sind fürs Impfen schlichtweg nicht ausgebildet. Was geschieht denn, wenn ein Patient einen allergischen Schock erleidet und keine Ärztin und kein Arzt in der Nähe ist? Die Politik sollte sich dringend überlegen, ob sie diesen Weg wirklich einschlagen will.“
„Zu den ärztlichen Impfleistungen gehören unter anderem die Impfanamnese, der Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung“, ergänzt Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt.
Keine flächendeckende Infrastruktur
Schon bei den Corona-Impfungen habe der Einbezug der Apotheken nicht den gewünschten Erfolg gebracht. „Das Projekt ist gescheitert“, sagt Weigeldt. „Es wurde eine Infrastruktur aufgebaut, die von den Menschen nicht nachgefragt wird. Mit den Grippeimpfungen wird nun der gleiche Fehler wiederholt, obwohl schon die unterschiedlichen regionalen Modellprojekte mehr als holprig liefen.“
Die Bundesärztekammer weist zusätzlich darauf hin, dass lediglich ein Teil der 20.000 Apotheken überhaupt über die räumlichen Strukturen für Impfungen verfüge. Niedergelassene Ärzte gebe es hingegen 160.000, wovon rund ein Drittel Hausärztinnen und Hausärzte seien.
Impfberatung in Apotheken
Hausärztechef Weigeldt kann sich aber durchaus eine andere Rolle für Apotheken vorstellen. Sie könnten stärker in die Impfberatung eingebunden werden, meint er, um Bevölkerungsgruppen zu erreichen, bei denen die Impfquoten noch zu niedrig sind.