Editorial HA 04/2021Hausärzte oft blinder Fleck der Politik

Ein “kleiner Piks für Hausärzte, große Wirkung für alle” titelt meine Kollegin Jana Sauer in ihrer Reportage. Modellprojekte machen vor, wie Hausärztinnen und Hausärzte schon jetzt sinnvoll in die Mammutaufgabe Corona-Massenimpfung eingebunden werden können.

Der Titel beleuchtet aber auch eine zweite Seite der Impfdiskussion. In der Pandemie wurden Hausärzte öfter übersehen. So auch beim Impfen, wo sie nicht zur ersten Riege zählen. Sicher muss aufgrund der Impfstoffknappheit priorisiert werden.

Mir fehlt aber dann das Verständnis, wenn Landesministerien etwa den MDK den Hausärzten vorziehen, wie es in Niedersachsen fast passiert wäre. In letzter Minute konnten die Hausärzteverbände Braunschweig und Niedersachsen noch erreichen, dass das Ministerium seinen Erlass an die Impfzentren, Niedergelassene nicht zu impfen, zurückzog.

Bisher konnten sich Hausärzte nur in wenigen Bundesländern impfen lassen (mehr in “Der Hausarzt” 5/21). Dabei wäre es nur ein kleiner Piks, der große Wirkung hätte: Schließlich versorgen Hausarztteams die gefährdeten Senioren, ob zuhause oder im Heim. Auch um die Versorgung der restlichen Patienten zu sichern, wäre dies entscheidend.

Erkranken doch neben Pflegekräften besonders Mitarbeitende in Arztpraxen an Covid-19 (s. Abb.). Infolge dessen fehlen sie aber am kürzesten. Im Schnitt 12,1 Tage, während Busfahrer mit 17,8 Tagen auf Platz 1 rangieren. Die Barmer führt dies darauf zurück, dass Sie Ihre Kollegen schnell wieder unterstützen wollen. Die Patienten danken es Ihnen.

Die Politik übersieht Ihr Engagement einmal mehr – beim erneuten Corona-Bonus gehen MFA wieder leer aus!

Ihre Johanna Dielmann-von Berg, stellv. Chefredakteurin “Der Hausarzt”

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